Karina Albrecht

Studiengang: Erziehungswissenschaft (Diplom)

Auslandsuniversität: Universidad Politécnica de Valencia

Aufenthalt: Wintersemester 2007 / 2008 (09.09.2007 – 17.03.2008)

Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt:

Da in meinem Studiengang kein Auslandsaufenthalt dieser Art angeboten wird, musste ich mich vorab erkundigen über welche Fakultät der Universität Rostock ich mit einer Erasmusförderung nach Spanien, Valencia gehen kann. Dieser ganze Prozess dauert eine Weile, somit sollte man dafür definitiv ausreichend Zeit einplanen. Eine Zusage der fachfremden Fakultät bekommt man erst dann - in meinem Fall war es die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät - wenn die zu vergebenen Plätze nicht durch fakultätseigene Studierende belegt sind. Im weiteren Verlauf folgt dann (nach meinem Empfinden) eine Unmenge von Formalitäten, die es abzuarbeiten gilt. Formulare von der Heimatuniversität (sowohl von der (in meinem Fall) geisteswissenschaftlichen Fakultät als auch von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät) als auch von der Gasthochschule in Spanien, Valencia. Zu dem Anmeldeprozess an der Universidad Politècnica de Valencia (UPV) gehört ebenfalls eine Vorauswahl der Kurse. Diese müssen dann wiederum von der Uni Rostock bestätigt werden. Für die Kurswahl bekommt man von der UPV eine E-Mail mit allen nützlichen Infos im Voraus geschickt, außerdem erhält man ein großes Infopaket per Post nach Hause. Dieses ist ausgestattet mit einem Stadt- und Uniplan (der Campus ist riesig!). Zudem wird dir ein Tutor zugeteilt. Die Tutoren sind spanische Studenten der UPV und stehen dir auch schon vorab bei Fragen zu der Uni, Unterkunft etc. zur Verfügung. Hat man dieses Prozedere überstanden gilt es noch zu klären, ob man ein Urlaubssemester nimmt (falls ja, so muss auch dieses beantragt werden), sucht man sich einen Zwischenmieter für das Semester im Ausland etc.

Anreise: Ich hatte mich dafür entschieden, bereits 14 Tage vor Semesterbeginn nach Valencia anzureisen, da ich so genügend Zeit hatte, mir eine Unterkunft zu suchen, mich in der UPV zu immatrikulieren und die Stadt vorab schon ein wenig kennen zu lernen. Der Flug (Air Berlin) kostete mich ca. 200 Euro für Hin- und Rückflug. Wenn man allerdings die Möglichkeit hat von Frankfurt Main oder Düsseldorf aus zu fliegen, würde ich es empfehlen, da von dort aus der Billiganbieter Ryan Air direkt nach Valencia ab ca. 40 Euro fliegt. Am Flughafen Valencia angekommen ist die Weiterfahrt ins Stadtzentrum denkbar einfach. Noch im Flughafengebäude stehen Hinweisschilder zur Metro im Untergrund. Dort nur noch das Ticket (zu meiner Zeit 1,80 Euro) kaufen und eine der Metros nehmen, denn alle fahren ins Zentrum (Station: Xativa). Für die ersten Tage vor Ort empfehle ich eines der vielen Hostels im Stadtzentrum, wie z. B. “Home Backpackers” oder “Red Nest” bzw. “Purple Nest”. Sie sind sauber, relativ preisgünstig und man ist von jungen, angenehmen Leuten umgeben - entweder Touristen oder ebenfalls ausländische Studierende auf Wohnungssuche. Für alle Hostels gilt zu dieser Saison: Reservierung, da Valencia ein beliebter Ort für Touristen ist. Es kann vorkommen, dass einige komplett belegt sind.

Unterkunft:

Für die Wohnungssuche empfehle ich das Internet! Auf den Seiten der UPV gibt es fortlaufend Angebote, die es nur noch abzutelefonieren gilt. Eine weitere wirklich nützliche Adresse ist www.loquo.com. Darüber habe ich auch mein Zimmer gefunden, dass, wie im Übrigen alle Zimmer in Spanien, möbliert war. Die wohl bekannteste Straße der Studenten ist die Blasco Ibañez. Sie liegt mitten im Studentenviertel und hier hängen ebenfalls an jedem Laternenmast, an jeder Haltestelle Zettel auf denen steht: “Busco compañero del piso” (Mitbewohner gesucht) Preislich muss man mit ca. 200 – 250 Euro für ein Zimmer rechnen. Weiterhin wird in der Regel eine Kaution von einer Monatsmiete gefordert, die man in seiner Planung einkalkulieren sollte. Ein Internetanschluss zu Hause ist noch kein Standard in Valencia. Darauf sollte unbedingt geachtet werden, wenn man sich die Wohnungen anschaut. Wer gerne und schnell seine Spanisch-Kenntnisse verbessern möchte, dem rate ich zu versuchen mit Spaniern zusammen zu ziehen. Oftmals ist es jedoch so, dass man im besten Fall mit anderen Studenten aus dem Ausland zusammenlebt, wie z. B. mit Italienern, Brasilianern, Polen etc. Auch war es bei mir so, dass ich bei einigen Wohnungen abgelehnt wurde, da ich nur ein halbes Jahr dort leben würde. Insgesamt habe ich 3 Tage gebraucht, bis ich meine Wohnung im Stadtzentrum gefunden habe. Für die, die im Wintersemester anreisen: Ab November / Dezember wird es auch in Valencia etwas kühler und die Wohnungen haben keine Heizungen! Vergesst also nicht dicke Socken und Jacke dabei zu haben, denn die einzige Heizmöglichkeit ist ein Heizkörper der mit Strom läuft, keine Wärme speichert und eine Unmenge kostet, wie es die nächste Stromrechnung zeigen wird. Ebenfalls ist zu beachten, dass alle Wohnungen bzgl. Hygiene und Renovierung dem spanischen, nicht dem deutschen Standard entsprechen.

Universität:

Auf dem großen Campusgelände angekommen sollte man sich zuerst in das Büro für internationale Angelegenheiten der UPV begeben. Dort erhält man in einer Infoveranstaltung noch einmal einen Stadt- und Uniplan, einen Kalender der UPV und weitere Informationen, die zur Immatrikulation notwendig sind. Von dort aus geht es dann zur Fakultät. Vergesst nicht ein Foto von euch mitzunehmen bzw. eines auf dem Campus beim Fotografen machen zu lassen. An der Fakultät erhält man das aktuelle Kursangebot, welches dann im Endeffekt doch ein wenig von dem vorab in Deutschland zugeschickten abweicht. Zu beachten bei der Kurszusammenstellung ist, dass es ein Angebot in Spanisch (castellano) und eines in valenciano gibt. Weiterhin werden einige Kurse ebenfalls in Englisch angeboten. Die zweite große Besonderheit ist, dass die Kurse zum einen am Vormittag und zum anderen am Nachmittag angeboten werden. Man immatrikuliert sich für die Kurse ebenfalls online. Auf den Studentenausweis darf man warten. Zu rechnen sind mit ca. 2 Monaten, bis dahin bekommt ihr nach einigen Tagen einen vorläufigen Studentenausweis, der jedoch nach einigen Wochen abläuft und verlängert werden muss. Die Öffnungszeiten der Büros für Internationale Angelegenheiten sind sehr beschränkt und Wartezeiten Bedingung. Jedoch wird man sehr durch den unglaublich schönen Campus entschädigt. Von mehreren Cafeterien, einem Buchladen, Frisör, Unishop bis hin zur Fahrschule, Schwimmbad, Sportplatz – ist alles dort zu finden. Sogar eine Entspannungszone für die Pausen wird den Studenten geboten.

Sprache:

Neben Spanisch wird in Valencia ebenfalls Valenciano gesprochen. Diese Sprache ähnelt sehr dem Portugiesischem oder auch dem Französischem. Generell empfehle ich dringend einen Sprachkurs im Voraus. Ich hatte ca. 1 ½ Jahre “Theorie” durch das UNIcert Angebot der Uni Rostock. Trotz meiner recht soliden grammatikalischen Grundkenntnisse gestaltete sich die Verständigung insbesondere bei der Wohnungssuche am Telefon recht schwierig. Der fremde Dialekt, die Aussprache und vor allem das Sprachtempo sind zu Beginn so beeindruckend, dass die Sprachhemmung, zumindest bei mir, nicht lange auf sich warten ließ. Jedoch sind die Spanier, wenn sie denn merken, dass man bemüht ist sich auf Spanisch zu verständigen, sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Der Sprachkurs der an der UPV angeboten wird, ist weniger hilfreich, da kaum Konversation stattfindet und die Kurse in Bezug auf Größe jede Dimension sprengen. Wenn man trotz allem einen Sprachkurs besuchen möchte, so empfehle ich eine private Sprachschule. Die Kurse sind dort recht klein gehalten (nie mehr als 8 Personen) und man kann das Gelernte schneller anwenden.

Nützliches:

Für die Fortbewegung empfehle ich ein Fahrrad. Dieses kann man preisgünstig auf dem sonntäglichen Markt beim Fußballstadion erwerben. Hierfür sollte man sich früh den Wecker stellen (ca. 5 Uhr morgens!). Wer weiterhin Kosten sparen möchte, der kann sich beim Institut de Jovenes eine „Carnet del Joven“ bekommen, auf die es zählige Ermäßigungen gibt. Für den Obst- und Gemüseeinkauf gibt es für mich nur eine Adresse: Den „Mercado Central“ im Stadtviertel „el Carmen“ (es ist das Zentrum der Altstadt Valencias). Zu beachten ist hierbei, dass man an den jeweiligen Ständen eine Nummer zieht, um zu wissen, wann man an der Reihe ist (wie bei den Ämtern in Deutschland). Außerdem sollte man unbedingt in der Bodega Pilar (Plaza Tossal im el Carmen) und in der Bodega Fila (Nähe Blasco Ibañez) gewesen sein um zu wissen, wie spanische Esskultur aussieht. Wer ausgehen möchte, der sollte eines beachten. Die Diskotheken, die sich alle fast ausschließlich am Strand befinden, füllen sich erst gegen 4.00 Uhr in der Frühe. Die Spanier gehen vorher alle in so genannte “Bafs”. Es sind Bars, die ebenfalls Musik auflegen, jedoch Punkt 4.00 Uhr schließen. Bar-hopping ist ein Muss! Auch sollte man vom köstlichen “Aqua de Valencia” getrunken haben, mehr möchte ich dazu nicht verraten! Noch eines zum Schluss. Passt auf eure Wertgegenstände auf. Rucksäcke vom Rücken, Handtaschen nach vorn gekehrt, denn so liebenswert und toll diese Menschen und dieses Land sind, so viel man von ihnen in Punkto Offenheit, Lebensfreude und Kultur lernen kann, mindestens genauso viele Taschendiebe gibt es auch in jeder Form.

Ich habe mein Auslandssemester in Valencia als sehr positiv erlebt. Ich fühle mich nicht nur durch meine erworbenen Sprachkenntnisse sondern vor allem durch die Menschen, denen ich begegnet bin, durch die Lebensphilosophie, einfach, durch alles Gelernte bereichert.  

 

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