Erfahrungsbericht – Auslandssemester in Murcia, Spanien,  31.08. 2008 – 20.03. 2009

Studiengang: Jura

 

Wenn ihr meinen Erfahrungsbericht lesen möchtet, dann steht wohl ein Auslandsaufenthalt in Murcia/Spanien bevor, oder ihr sucht noch nach einem geeigneten Ort, wo ihr einen solchen verbringen könntet?! In jedem Fall: Murcia ist toll und super geeignet, ein Semester oder mehr dort zu verbringen, denn es ist alles andere als touristisch, weshalb man das spanische Leben wahrscheinlich nirgendwo besser kennenlernen kann. Ich war sieben Monate in Murcia und hatte dort eine unvergessliche Zeit! Im Folgenden versuche ich meine Erfahrungen niederzuschreiben, um dabei zu helfen, euch insbesondere am Anfang zu Recht zu finden.

 

1. Llegada y antes/Ankunft und davor

Ich bin am 31.08.2008 über Alicante in Murcia angekommen. Es empfiehlt sich in jedem Fall die Anreise über Alicante, da es zumeist günstiger ist, als bis San Javier/Murcia zu fliegen. Daneben gibt es Busverbindungen im 2-Std-Takt vom aeropuerto Alicante nach Murcia, so dass man nach einer ein-stündigen Busfahrt bequem in Murcia ankommt. Das Busticket kostet ca. 4,50 Euro und kann direkt vorn beim Busfahrer gekauft werden. Ich würde davon abraten, früher als Anfang September nach Murcia zu kommen, denn viel erledigen kann man zu dieser Zeit dort nicht: im Juli und August sind die meisten Spanier an der Küste im Urlaub, vieles ist geschlossen und auch die Universität nimmt erst ab Anfang September wieder den Betrieb so richtig auf. Im Vorfeld schaut ruhig einmal im studiVZ in die Gruppen „Erasmus in Murcia“ und „Stammtisch Murcia“. Dort tauschen sich viele zukünftige Erasmusstudenten aus, weshalb man eigentlich selbst am Anfang vor Ort nicht allein ist. Daneben empfehle ich Facebook, worin ihr ebenfalls viel über Murcia erfahren und erste Kontakte knüpfen könnt.

 

2. Habitación/Zimmer

Ich habe mich dafür entschieden, mein Zimmer für das halbe Jahr vor Ort zu suchen. Die ersten 5 Tage habe ich deshalb im Hotel verbracht. Das kann ich aber nur bedingt weiter empfehlen, denn ganz so einfach, ein Zimmer innerhalb kürzester Zeit zu finden, ist es auch nicht. Bei mir kam erschwerend hinzu, dass ich nur ein Semester bleiben konnte, was den meisten Vermietern/Mitbewohnern nicht zusagte, da sie bevorzugt an jemanden vermieten, der mindestens ein Jahr bleibt. Daneben habe ich von niemandem, der sein Zimmer schon vorher von zu Hause aus gemietet hat, etwas Schlechtes gehört. Alle haben das bekommen, was ihnen im Vorfeld zugesichert wurde. Letztenendes habe ich innerhalb der 5 Tage auch ein Zimmer gefunden, welches auch günstig gewesen ist. Nach einiger Zeit bin ich noch einmal innerhalb Murcias umgezogen, was relativ unkompliziert ist, da man zumeist keinen Vertrag unterschreibt und somit mehr oder weniger ungebunden ist. Als Kaution wird in der Regel eine Monatsmiete verlangt. Günstig wohnt ihr, wenn ihr ein Zimmer in zentraler Lage für um die 200 Euro findet, plus Gastos und Internet. Die Nebenkosten liegen bei ca. 20-30Euro alle 2 Monate. Oftmals wird empfohlen, insbesondere im Wintersemester, darauf zu achten, ob die Wohnung eine Heizung hat, denn auch in Südspanien wird es nachts im Winter ganz schön kalt und die Häuser sind alles andere als gut isoliert. Das würde ich aber nicht zu meinem Hauptkriterium machen, denn wenn man wirklich frieren sollte, kann man sich auch günstig einen Heizlüfter/Ofen bei MediaMarkt oder Saturn kaufen. Wichtiger sind da schon die Mitbewohner und die Sauberkeit ;-) Dabei ist auf jeden Fall anzumerken, dass wir in Deutschland schon andere Sachen gewohnt sind, was aber keinesfalls bedeutet, dass man nichts Vernünftiges finden kann. Vimur- Vivir en Murcia- ist ein Programm der Universität Murcia, das bei derZimmersuche behilflich sein soll. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die über Vimur vermitteltenZimmer meist etwas teurer sind und leider haben einige von uns nicht wirklich gute Erfahrungen mit den Betreuern dieses Programms gemacht. Schließlich konnten wir feststellen, dass dann doch mehr im Interesse der Vermieter als in unserem Interesse gehandelt wird - Also solltet ihr einmal Probleme vor Ort haben, ist auf Vimur leider kein Verlass… Innerhalb Murcias wird davon abgeraten, in die StadtteileLa FamaundSan Andres(dort befindet sich der Busbahnhof) zu ziehen. Allerdings ist mir nie etwas zu Ohren gekommen von irgendwelchen Überfällen o.ä. und auch sonst habe ich mich in der Stadt nie unsicher gefühlt. Schließlich sind viele Spanier insbesondere zum Ende der Woche nachts unterwegs, so dass die Straßen fast immer voll sind. Abraten würde ich davon, ein Zimmer in Espinardo zu nehmen, dort wo der große Campus der Uni liegt. Denn das ist leider zu weit weg, um insbesondere abends aus dem Zentrum zu Fuß nach Hause zu kommen.

 

3. Cursos de Español/Sprachkurse

Die Universität Murcia bietet speziell für Erasmusstudenten kostenlose Sprachintensivkurse an. Diese dauern 2 Wochen und beginnen meist in der 2. Septemberwoche (Wintersemester). Dafür musst du dich im Vorfeld online einschreiben. Ich würde jedem eine Teilnahme empfehlen, da man dort viele Leute aus verschiedenen Ländern kennenlernen kann und ein erstes Gefühl für Sprache und Kultur bekommt. Daneben bringt ein erfolgreicher Abschluss des Kurses die ersten 2,5 Credits. Inhaltlich geht es vor allem um Murcia – Land, Leute und Kultur. Daneben werden auch einige wenige grammatikalische Themen angeschnitten. Kurzum kann ich sagen, dass sich eine Teilnahme lohnt, nicht zu Letzt um neue Leute kennenzulernen. Leider kann ich das eben gesagte nicht auf den semesterbegleitenden Sprachkurs (Oktober bis Januar) übertragen. Ich habe einen solchen Kurs besucht und würde von der Teilnahme abraten. Zunächst kostet dieser ca. 170 Euro, plus ca. 25 Euro für das Arbeitsbuch. Dabei kam er mir insbesondere bzgl. der behandelten Grammatik ziemlich unstrukturiert vor. Mit ca. 20 Teilnehmern war er auch etwas zu groß, um ausreichend gefordert zu werden und zu Wort zu kommen. Ich denke, das regelmäßige Spanisch sprechen im Alltag ist günstiger und effektiver.

 

4. Universidad/Universität

Die Universität Murcia hat einerseits einen Campus im Zentrum der Stadt, „La Merced“, und einen zweiten, doch eher außerhalb gelegenen, „Espinardo“. Die Faculdades de Derecho (Jura) y de Letras (Geisteswissenschaften) sind im Zentrum untergebracht, der Großteil wird allerdings in Espinardo angeboten. Auf der Homepage der Universität findet ihr zu beiden Campus einen Lageplan und könnt so gleichzeitig erfahren, wo eure Vorlesungen abgehalten werden. Zum Espinardo kommt ihr mit dem Bus (Linie 39) und es empfiehlt sich, eine Bonuskarte zu kaufen, damit nicht jede Fahrt einzeln gekauft werden muss, was sich doch sehr schnell summieren würde. Euer erster Gang sollte zu eurem Tutor führen, dessen Namen ihr meist schon vorher erfahrt. Es kann nie schaden, schon im Vorfeld eine Mail zu schreiben bzw. Kontakt aufzunehmen. In der Regel sind sie alle sehr freundlich und hilfsbereit, wenn auch teilweise genauso ahnungslos wie man selbst. Erwartet nicht zu viel vom Einführungstag speziell für Erasmusstudenten, veranstaltet vom Servicio Relaciones Internacionales, denn mehr als euren Studentenausweis bekommt ihr dabei nicht überreicht. Daneben ist insbesondere zu Beginn allerhand zu erledigen (Kurse raussuchen, Learning Agreement ausfüllen, Immatrikulation). Diesbezüglich könnt ihr euch aber die Zeit nehmen, die ihr braucht, um genau abschätzen zu können, welchen Kurs ihr machen möchtet. Also schaut euch in den ersten zwei Wochen ruhig erst einmal um ;-) Wir Erasmusstudenten mussten uns nicht an die vorgegebenen Fristen halten. Früher war es sehr verbreitet, dass jeder Student eines Kurses eine „Ficha“ hatte, eine Karteikarte mit Passbild und Informationen zur Person. Das wird nur noch sehr vereinzelt gemacht. Dennoch würde ich euch empfehlen, einige Passbilder einzupacken, zwei braucht ihr schon für die Immatrikulation. In der Universität könnt ihr dann in den Computerräumen auch ausdrucken. Dabei habt ihr pro Monat ein bestimmtes Kontingent frei, d.h. ihr müsst innerhalb dessen nichts bezahlen. Dafür braucht ihr euren Studentenausweis. Wenn es denn vorkommt (des Öfteren, insbesondere am Ende des Tages), dass es nicht funktioniert, gibt es in Uninähe zahlreiche CopyShops. Ich habe mir vorwiegend Vorlesungen für die Anfangssemester rausgesucht, um über den Inhalt die Sprache besser lernen zu können. Als Jurastudentin konnte ich mir nämlich nichts anrechnen lassen und war daher relativ frei in meiner Wahl. Überraschender Weise versteht man mehr als man denkt, denn kaum ein Dozent ist ursprünglich aus Murcia und spricht deshalb „Murcianisch“. Schließlich sprechen sie teilweise so langsam (die Studenten sind es gewohnt, Wort für Wort mitzuschreiben), dass man wirklich sehr gut folgen kann.

 

5. ESN

Das Erasmus Student Network organisiert verschiedenste Veranstaltungen/Fahrten. Dabei ist nicht jede Fahrt lohnenswert bzw. günstig, d.h., manchmal „fahrt“ ihr besser, wenn ihr euch in einer kleinen Gruppe ein Auto mietet und selbst auf Erkundungstour geht. Zu empfehlen ist aber der Trip nach Barcelona, da er doch relativ günstig ist und in unserem Fall ganz gut organisiert war. Auf der Seite www.esnmurcia.es könnt ihr euch stets auf den aktuellsten Stand bringen; und ihr solltet in die Facebook-Gruppe, damit ihr immer zeitnah über anstehende Aktionen informiert werden könnt.

 

6. Fiesta

Ein nicht ganz unwesentlicher Bestandteil des Erasmus-Lebens ist der Spaß J Das Partyleben von Murcia bietet dies bezüglich genügend Abwechslung. Mich hat vor allem die Vielfalt überrascht, da Murcia doch relativ klein ist- über kleinere Bars/Clubs bis hin zur Großraum-Diskothek ist alles in vielfacher Ausführung vorhanden und dabei noch günstiger als wir es hier in Deutschland gewohnt sind. Zu empfehlen ist, natürlich, das Badulake, der sogenannte „Erasmusclub“-besonders gut geeignet, um in die Nacht zu starten, was in Spanien 2:00/2:30 Uhr bedeutet J Jeden Mittwoch finden dort die Erasmusparties statt, gegen 23:00 Uhr, mit einer bestimmten Menge FreiBier und – Sangria. Daneben zu empfehlen: „Dance“, „Boutique“ und das „Atalayas“, ein ganzes „Barrio de Ocio“ mit verschiedenen Clubs (Novo, Budda, Maná, Teatre). In der Regel zahlt man zw. 8 und 10 Euro Eintritt, hat aber gleichzeitig einen „Copa“ frei. Vielmehr kann ich zu diesem Thema auch nicht sagen, außer, dass euch sicherlich nicht langweilig werden wird und es einem schwerfällt, bei dieser Auswahl am Wochenende im casa zu bleiben…

 

7. Monumentos en Murcia y los alrededores, playas/ Sehenswertes in Murcia und Umgebung,Strände  

Sehenswert in Murcia ist vor allem die Kathedrale. Dabei sind besonders die vielen Details beeindruckend. Ich empfehle euch, sie mit einem Spanier aufzusuchen, damit ihr gleichzeitig die Geschichte dahinter ein wenig erzählt bekommt J Daneben unbedingt sehenswert die FuenSanta, etwas außerhalb von Murcia, aber mit dem Bus/Auto bequem erreichbar. Eine wunderschöne Kirche über der Stadt gelegen, wovon ihr gleichzeitig einen tollen Blick auf Murcia habt (man kann sich gar nicht vorstellen, wie groß die Stadt dann doch ist!). Durchaus auch zu empfehlen, wenn es dunkel ist, dann könnt ihr aber leider nicht die Kirche besichtigen. Für einen Tagesausflug geeignet ist Cartagena, eine kleine Hafenstadt ca. eine Std. mit dem Bus entfernt. Allerdings würde ich dazu raten, dies nur bei schönem Wetter zu tun, denn viel zu bieten hat Cartegena nicht, um sich dort bei mäßigem Wetter die Zeit zu vertreiben. Des Weiteren kann ich euch Elche an Herz legen, denn dort gibt es einen riesigen Palmenpark, der allerdings ebenfalls nur bei schönem Wetter lohnenswert ist. Ich hab ihn leider nur bei Regen gesehen und deshalb keine Lust gehabt, darin ausgiebig spazieren zu gehen _ Schließlich gibt es in der Region Murcia noch kleinere Städte, die durchaus auch was zu bieten haben, bzw. Naturparks, die sich besonders gut zum Wandern eignen. Informiert euch dazu am Besten im Touristenbüro von Murcia. Vom Busbahnhof der Stadt aus kommt ihr übrigens so ziemlich überall hin, ob in den Norden nach Barcelona oder in den Süden nach Málaga. Da Murcia leider nicht an der Küste liegt, müsst ihr mit dem Bus zum Strand fahren. Dabei habt ihr aber zahlreiche Ziele zur Auswahl und die Busse fahren sehr regelmäßig vom Busbahnhof. Zu empfehlen ist LaManga, ca. 1,5 Std entfernt, weil ihr da die Möglichkeit habt, sowohl im Mittelmeer, als auch im Mar Menor zu baden. Daneben sehr schön und selten überfüllt, Los Alcazares, nur ne knappe Std von Murcia entfernt und am Mar Menor gelegen. Solltet ihr ein Auto zur Verfügung haben, fahrt ruhig mal nach Calblanque, kurz vor LaManga gelegen und nur mit dem Auto zu erreichen. Ziemlich schön und unberührt, denn weit und breit ist nix von Hotels oder Hochhäusern zu sehen, wie beispielsweise in LaManga. Ansonsten bekommt ihr weitere Inspiration am Busbahnhof.

 

8. Así es la vida en Murcia/ Lebensart in Murcia

Die Lebensart in Murcia ist durch und durch Spanisch!!! Stolze Spanier, die laut in Restaurants und Bars, oder auf der Straße ihrem Leben frönen :-) Mir hat das von Beginn an gefallen, da es doch ein ganz anderes Lebensgefühl vermittelt: viel entspannter geht man dort durch den Alltag!  Mich hat anfangs insbesondere die Siesta irritiert. Da kann die Stadt schon mal wie ausgestorben wirken. Ansonsten ist der Akzent vor Ort besonders am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn man nicht gerade schon fließend Spanisch spricht, ist es sehr schwer etwas zu verstehen. Aber keine Sorge, daran gewöhnt man sich auch, früher oder später J Insgesamt kann man insbesondere Nachts sehr unkompliziert neue Leute kennenlernen, was wiederum in der Uni umso schwerer ist, da man dort meist unter sich bleibt, sofern man mit Ersamus-Studenten Vorlesungen besucht. Ebenfalls eine gute Gelegenheit sind die zahlreichen „Fiestas“ und „Festivos“, denn fast jeden Monat gibt es irgendeinen Anlass für eine Parade oä. Dabei nicht zu vergessen: es gibt so gut wie keine Touristen in Murcia, nichts wirkt inszeniert! Und Trinkgeld gibt man vor Ort auch nicht.

 

Fazit: Hätte ich vor meinem Aufenthalt die Wahl zwischen Murcia und einer der drei großen Städte gehabt (Barcelona, Madrid, Valencia), hätte ich mich wohl für letzteres entschieden, denn ich kannte Murcia vorher nicht! Jetzt kann ich aber sagen, dass ich sehr froh bin, mein Auslandssemester in Murcia verbracht zu haben. Dort habe ich mich von Beginn an wohl gefühlt und zurechtgefunden und sehr nette Leute kennengelernt - was sicherlich in einer Großstadt aufgrund der Anonymität etwas schwieriger ist! Ich wünsche euch viel Erfolg, wo es euch auch immer hin verschlagen wird. Murcia ist aber in jedem Fall eine sehr gute Wahl! Eine unvergessliche Zeit garantiert, selbst wenn ihr nur die Hälfte von dem erlebt, was ich erlebt habe.

diane

 

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