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Hier findest du nützliche Infos zu einem Auslandssemester oder Auslandspraktikum in Schweden.

 


Erfahrungsberichte, Lund

Erfahrungsbericht ERASMUS-Austausch Lund/Schweden WS 2006

 

Name

D. Nelsen

Studiengang Architektur
Gastuni Universität Lund
Heimathochschule FH Köln
Aufenthaltszeitraum Wintersemester 2006

 

Zu Beginn meiner Entscheidung, ein Auslandssemester in Schweden zu absolvieren, hatte ich Zweifel und war sehr aufgeregt, das Richtige zu tun. Natürlich steckte aber auch eine ordentliche Portion Neugier und Abenteuerlust in diesem Vorhaben. Sofort nach der Ankunft in Lund waren jedoch jegliche Zweifel und Ängste verschwunden und die Lust Neues zu erleben überwiegte. Die Erfahrungen, die ich in diesen 5 Monaten gesammelt habe, möchte ich nicht missen. Der Aufenthalt in Lund war wirklich die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können, nicht zuletzt wegen der perfekten Organisation, der hervorragenden Universität, der niedlichen Stadt Lund, des schönen Landes Schweden und natürlich der internationalen Freundschaften, die ich geschlossen habe.

 

Anreise:

 

Es gibt drei Möglichkeiten nach Lund anzureisen: per Auto, Zug oder Flugzeug. Auto: Entweder durch Dänemark oder per Fähre (am besten von Puttgarden (Fehmarn) nach Rødby (Dänemark)). Letztere Möglichkeit, habe ich für meine Abreise genutzt und muss sagen, dass dies die deutlich angenehmste Variante ist. Für die Fähre zahlt man etwa 50€ für eine Überfahrt. Hinzu kommt die Öresund- Brücke, die nur mit einer Gebühr von etwa 20€ zu passieren ist. Danach benötigt man noch ca. eine halbe Stunde, bis man schließlich in Lund ist. Zug: Der Nachtzug von Köln nach Kopenhagen ist die wohl günstigste Anreise. Wenn man frühzeitig bucht, zahlt man für Liegeabteil und Rad ca. 70€. Diese Anreise habe ich gewählt, würde jedoch behaupten, dass sie etwas mühselig und anstrengend ist, wenn man so wie ich mit drei Gepäckstücken und Rad reist. Angekommen am Kopenhagener Bahnhof fährt der Öresund-Zug alle 20 Minuten mit kurzem Halt in Malmö direkt nach Lund. Sehr viele Austauschstudenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz reisen auf diese Art nach Schweden, sodass man schon im Zug die ersten Bekanntschaften macht. Flugzeug: Air Berlin und Lufthansa fliegen täglich von Düsseldorf nach Kopenhagen. Bei früher Buchung mit Air Berlin bekommt man Flüge ab ca. 70€. Ich würde diese Anreise allerdings nicht wählen, da man somit auf 20kg Gepäck beschränkt ist, was meiner Meinung nach deutlich zu wenig ist. Der Flughafen in Kopenhagen liegt auf der Strecke des Öresund-Zuges, direkt vor der Brücke, sodass die Anreise von dort nach Lund ebenfalls schnell zu bewältigen ist (gute halbe Stunde).

 

Ankunft:

 

Man reist am Arrival Day in Lund an. Dieser Tag ist extra für die Austauschstudenten organisiert d.h. Eine perfekt durchgeplante Ankunft ist garantiert. Sobald man am Bahnhof angekommen ist, wird man von den so genannten Mentoren (schwedische Studenten) freundlich in Empfang genommen. Dort wartet man dann auf spezielle ’Mentoren-Taxis’, die einen zum AF-Building bringen. In diesem Gebäude bekommt man alle nötigen Informationen zum bevorstehenden Aufenthalt in Lund. Zunächst gibt man sein Gepäck dort ab, für die Zeit, die man im AF-Building verbringt, um alle Infos zu sammeln. Danach geht es in den ersten Stock des Gebäudes, wo es erst einmal heißt Schlange stehen (was die Schweden sowieso liebend gerne tuen, ob in Telefonläden oder Bäckereien; immer muss man eine Nummer ziehen, die meinerseits gerne schonmal vergessen wurde). Am Ende der Schlange erwartet einen Eva Salomonsson, die schwedische Dependance zu Lena, die einen freudig empfängt und eine Tüte der Lunds Universitet mit sämtlichen Informationen (von Stadtplan über Aktivitäten bis zu nützlichen Informationen etc.) bereithält. Danach heißt es auf zur nächsten Schlange: hier meldet man sich für den zweiwöchigen Schwedisch-Sprachkurs an. Dies ist kein Muss, da man auch sehr gut auf Englisch durch den schwedischen Alltag kommt, allerdings sehr zu empfehlen, besonders für diejenigen, die noch nie ein Wort Schwedisch gesprochen haben. Zudem knüpft man hier weitere Kontakte und plant die Abendgestaltung der ersten beiden Wochen. Nachdem man sich für diesen Kurs angemeldet hat, geht’s weiter zum Tisch des International Housing Offices (sofern man vorab schriftlich einen Platz zugewiesen bekommen hat). Dort erfährt man endlich in welches Wohnheim man eingeteilt wurde. Man unterschreibt den Mietvertrag und bekommt seine Schlüssel. Wenn man dann noch Kissen und Decke kaufen möchte, ist dies auch in diesem Raum möglich. Danach holt man sein Gepäck wieder ab und wartet auf ein ’Mentoren-Taxi’, dass einen zum entsprechenden Wohnheim fährt.

 

Wohnheim:

 

Es gibt in Lund dutzende von Wohnheimen, die über die ganze Stadt verteilt sind. So variabel wie die Lage sind auch die Preise: Wenn ich mich recht erinnere, liegt das günstigste Zimmer bei etwa 250€, meins hat ca. 320€ gekostet, was sehr teuer ist, wenn man bedenkt, dass ich kein eigenes WC und Dusche hatte. Lediglich ein Wachbecken auf dem Zimmer, welches aber auch schon Luxus war. Die Zimmer sind mit dem nötigsten versehen, um es sich ein wenig wohnlich zu machen, sollte man aber einen Ausflug nach IKEA in Malmö unternehmen ;-). Je nachdem in welchem Wohnheim man landet (man hat keinerlei Einfluss auf die Wahl des Wohnheimes) hat man ein eigenes WC/Dusche oder auch nur ein Zimmer mit geteiltem Sanitärbereich. In den meisten Fällen werden die Küchen und Wohnzimmer/Aufenthaltsräume gemeinsam benutzt. In meinem Wohnheim nutzten wir die Küche mit 24 Leuten, was ab und an mal zu etwas ungepflegten Umständen führte und einen Putzplan erforderte. In anderen Wohnheimen teilt man sich die Küche nur mit 6-8 Leuten. Es gibt internationale Korridore oder welche mit schwedischem Anteil. Aber da man - wie gesagt - keinen Einfluss auf das Wohnheim hat, sollte man sich ersteinmal überraschen lassen und nicht direkt bei der Ankunft vorschnell urteilen und einen Wohnplatzwechsel beantragen. Meist steht und fällt das ganze auch mit den Leuten, die zusammen leben.

 

Orientierungswochen:

 

Man reist etwa zwei Wochen vor Studienbeginn in Lund an. Somit hat man noch einige Zeit sich an das Leben in Lund zu gewöhnen und sich einzuleben bzw. zu orientieren. Dies finde ich sehr wichtig, da man während der Aktivitäten, die in diesen zwei Wochen angeboten werden, eine Menge Leute kennenlernen kann. Zu diesen Aktivitäten zählt, wie schon erwähnt, der Schwedisch-Kurs, der entweder morgens (10-12 Uhr) oder mittags (13-15 Uhr) stattfindet. Zusätzlich werden Ausflüge angeboten in die nähere Umgebung Lunds oder es finden Vorträge und Filme zur schwedsichen Geschichte statt. Die Mentoren kümmern sich in diesen zwei Wochen um die Neuankömmlinge und unternehemen ebenfalls einiges, wie z.B. ein Besuch bei IKEA oder Führungen durch Lund. Auch das Nachtleben kommt in diesen zwei Wochen nicht zu kurz, es werden viele Willkommenspartys angeboten. So vergeht die Zeit wie im Fluge: man lernt eine Menge netter Leute kennen und bekommt keine Langeweile und gaaanz wichtig kein Heimweh.

 

Lund:

 

Lund ist ein schnuckeliges, kleines Städtchen, mit allerlei kleinen Gassen und Einkaufsmöglichkeiten. Zu Beginn war es noch sehr verschlafen und leer, jedoch änderte sich dies schlagartig mit Studienbeginn. Es strömten die schwedischen Studenten in die Stadt. Von da an wurde Lund seinem Ruf als Studentenstadt mit 33.000 Studenten gerecht. Ähnlich wie Münster gilt auch Lund als Fahrradstadt. Wer hier kein Fahrrad besitzt, ist aufgeschmissen, gerade wenn man in einem Wohnheim eher außerhalb wohnt. Also am besten ein Rad von zu Hause mitbringen, eins vorweg von zu Hause organisieren (Internet) oder direkt in den ersten Tagen eins kaufen. Direkt vor dem AF-Building findet in den Orientierungswochen jeden Tag ein 2nd – hand – Verkauf statt. Dort werden aber zum Teil schrottreife Räder zu horrenden Preisen verkauft. Dabei also nicht übers Ohr ziehen lassen.

 

Universität:

 

Das Unigelände erstreckt sich sehr schön angelegt im Norden der Stadt auf einem Hügel. Das Gebäude der Architekturfakultät, das so genannte ’A-Huset’ befindet sich am höchsten Punkt. Alles ist sehr gut organisiert und die Koordinatoren sind sehr hilfsbereit. Zu Beginn des Semesters bekommt man einen vergleichbaren Stundenplan, mit den Zeiten, die man im Studio verbringt und Zeiten zu denen man Vorlesungen hat. Das Studio ist für den fleißigen Architekturstudenten das zweite Zuhause. Jeder Student hat hier seinen eigenen Arbeitsplatz und verbringt die meiste Zeit dort. Der Professor ist dann meist auch im Studio und gibt Korrekturen. Es ist eine sehr persönliche Atmosphäre, da die Kurse zum einen sehr klein sind und man zum anderen den Professor dutzt und er jederzeit für den Studenten erreichbar ist. Die Ausstattung der Fakultät ist in jederlei Hinsicht ein TRAUM. Eine Werkstatt mit eigenem Shop, in dem einfach jeder Modellwunsch in Erfüllung gehen kann. Dort verbringt man neben dem Studio die meiste Zeit. Vorlesungen gibt es eher weniger und eher zu Beginn eines jeden Workshops als Einführung. Zudem werden gerade im Fach ’Scandinavian Architecture’ sehr viele Exkursionen angeboten. Dieser Kurs ist allerdings nur ein ’optional course’ und somit nur als Nebenfach anzusehen. Mein Hauptkurs lautete ’Architecture as Perfomance’. Dieser war in etwa 6 Workshops unterteilt, teilweise sogar am Wochenende, da angesehene Professoren von der Bartlett School oder der Yale University eingeflogen wurden. In diesen Workshops wurde vom ’Stage Design’ bis hin zum Filmdreh eine breite Palette angeboten. Dieser Workshop sowie seine Durchführung ist im Vergleich zu den deutschen Fächern mal etwas ganz anderes und auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

 

Studentenleben:

 

Das Studentenleben spielt sich größtenteils in den sogenannten ’nations’ ab. Dort ist jeder schwedische Student Mitglied. Auch den Austauschstudenten wird angeraten, dort beizutreten, da diese ’nations’ einem das Studentenleben erst ermöglichen. So finden sämtliche Partys in den verschiedenen ’nations’ statt; jeden Abend in einer anderen ’nation'. Die ’nations’ finden sich in der Stadt verteilt. Jeder ’nation' gehört ein Gebäude mit einem Club, in den man auch nur mit einer ’nation membercard’ reinkommt. Diese Membercard löst den Letter of Acceptance ab, der nach etwa einem Monat seine Gültigkeit verliert. Es spielt allerdings keine Rolle, in welche ’nation’ man eintritt, da man mit der Membercard zu sämtlichen ’nations’ Zugang hat. Die ’nation’ sollte man danach wählen, welcher Freizeitaktivität man nachgehen möchte. So gibt es ’nations’, denen der Sport wichtig ist, andere bieten einen Chor etc.. Es gibt teilweise auch Vergünstigungen beim Eintritt auf Partys, wenn man Mitglied einer bestimmten ’nation’ ist.

 

Reisen:

 

Das Reisen sollte meiner Meinung nach nicht zu kurz kommen, wenn man schon mal in diesem atemberaubend schönen Land ist. Gerade als Architekturstudent, sollte man die Großstädte wie Kopenhagen, Stockholm, Malmö, Göteborg, aber auch die kleinen nicht weniger reizvollen wie Helsingborg/Helsingør oder Ystad besichtigen. Ebenfalls lohnenswert ist der Besuch im Naturreservat Kullerbergen nördlich von Helsingborg. Ein Tip im Spätsommer: ein Road Trip durch die Skåne Region; entlang an der Küste, bei sonnigem Wetter ein wirklich traumhafter Ausflug mit netten Bed & Breakfast Hotels. Das Reisen gestaltet sich relativ einfach und preisgünstig. Lund ist sehr gut mit dem Zugnetz verbunden. So ist Malmö nur ein Steinwurf entfernt (10 min. mit dem richtigen Zug) und auch Kopenhagen ist innerhalb 45 Minuten erreichbar. Ystad (Schauplatz der bekannten Wallander Romane ) und Helsingborg/Helsingør (von Helsingborg per Fähre) sind ebenfalls mit dem Zug gut erreichbar. Bei den Städten weiter nördlich, empfiehlt es sich einen Mietwagen zu buchen (vergleichsweise günstig => Wochenendangebote nutzen) oder per Flugzeug anzureisen. Ebenfalls lohnenswert ist eine Reise nach Norwegen (Oslo und angrenzende Fjorde), wobei man dort auf jeden Fall mit Ersparnissen anreisen sollte ;-), da Norwegen sehr teuer ist (unter anderem Maut für Straßen).

 

Fazit:

 

Ich habe mein Auslandssemester in jederlei Hinsicht genossen. Ich habe Land und Leute sowie deren Traditionen kennen gelernt. Zudem habe ich viele internationale Freundschaften geschlossen und die perfekte Organisation vor Ort geschätzt. Die Erfahrungen waren auf jeden Fall den Aufenthalt wert und ich empfehle jedem, dem sich eine solche Möglichkeit bietet, diese wahrzunehmen. In diesem Sinne: Sverige, jag älskar dig och var se snart!!!  

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