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Hier findest du nützliche Infos zu einem Auslandssemester oder Auslandspraktikum in Schweden.


Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an Göteborgs Universitet

 

Name: Manuel Schwartz
Studiengang: Rechtswissenschaft
Heimatuniversität: Universität Rostock
Gastuniversität: Universität Göteborg
Aufenhaltszeitraum: August 2008 bis Januar 2009

 

Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

 

Um einen Aufenthalt im Ausland zu unternehmen, sollte man sich zunächst über bestimmte Sachen informieren:

 

• Wie hoch werden die Lebenshaltungskosten wahrscheinlich sein?

• Wie komme ich zu meinem Aufenthaltsort und wieder zurück?

• Welche Verpflichtungen treffen mich im Rahmen von Austauschprogrammen oder sonstigem?

• Wie finanziere ich das?

 

Durch die heutigen Kommunikationsmittel ist das allerdings relativ einfach und schnell herauszubekommen. Ich habe mich hauptsächlich mit Hilfe des Internets über die genannten Punkte informiert. Es ist aber auch ganz nützlich beim AAA und BAföG-Amt nachzufragen, was die Finanzierung und die entstehenden Verpflichtungen betrifft. Für die An- und Abreise kommt es ganz auf die Bedürfnisse an. Ich bin geflogen. Das war – auf Grund früher Buchung – das für mich billigste und vor allem schnellste Mittel, um nach Schweden zu kommen. Der Flug von Hamburg-Fuhlsbüttel nach Göteborg-Landvetter dauert ca. eine Stunde. Ein (kleiner) Nachteil dabei war jedoch die Begrenzung des Gepäcks auf 20 kg. Andere Möglichkeiten, nach Göteborg zu kommen, sind die Bahn, die Fähre und das Auto, was jedoch alles viel länger dauert und mich mindestens das 2,5-fache gekostet hätte. Vorbereiten sollte man auch eine Möglichkeit, schnell und möglichst ohne Kosten an Geld zu kommen. Dafür kann man zum einen ein Konto in Schweden eröffnen. Das ist wohl aber erst möglich, wenn man an der Uni eingeschrieben ist. Zum anderen kann man Kreditkarten nutzen, was ich getan habe. Meine Bank verlangt (zu diesem Zeitpunkt) nämlich keine Gebühren, wenn ich im Ausland Bargeld mit meiner Kreditkarte abhebe. So konnte ich ohne Kosten jederzeit über Bargeld verfügen. Hebt man indessen mit der normalen EC-Karte Geld ab, kostet es sehr viel, habe ich mir sagen lassen. Wichtig ist auch, rechtzeitig den BAföG-Antrag zu stellen (mindestens 2,5 bis 3 Monate vorher), wenn man darauf angewiesen ist. Für Schweden gibt es jedoch leider keinen Auslandszuschlag; es gibt also das gleiche wie in Deutschland. Es kommen aber 500 € pro Semester als Fahrkostenpauschale hinzu. (Das wird auf die Monate aufgeteilt.) Mit dem Geld vom Erasmus-Programm solltet ihr nicht gleich rechnen. Das dauert. Ich hatte es erst Mitte/Ende Oktober erhalten, wobei ich einer der frühesten war, der es bekam. 

 

Schweden und Göteborg

 

Nähere Informationen über Schweden und Göteborg sind schnell im Internet erhältlich. Nur so viel: Schweden hat ca. 9 Mio. Einwohner. Etwa 500000 davon leben in Göteborg. Damit ist Göteborg ist die zweitgrößte Stadt in Schweden und die fünftgrößte in Skandinavien. Auf Grund seiner guten verkehrstechnischen Anbindung kann man in Göteborg jede Nationalität antreffen. Bei einem Spaziergang durch die Stadt, vor allem bei gutem Wetter, ist es nicht ungewöhnlich, ein wildes Durcheinander der verschiedensten Sprachen zu hören. Die meisten Schweden sprechen gutes bis sehr gutes Englisch, sodass man praktisch nie hilflos ist. Sie honorieren es jedoch mit noch mehr Aufmerksamkeit und Freundlichkeit als sowieso schon, wenn man es auf Schwedisch versucht. Fehler werden übergangen und man erntet Lob, auch wenn es eigentlich unverständlich war, was man gesagt hat. In Göteborg bewegt man sich am besten mit der Straßenbahn und mit den Bussen fort. Grundsätzlich fahren die Straßenbahnen am Tag alle 10 bis 15 Minuten (kommt auf die Strecke an). Allerdings sollte man sich auch nicht zu sehr auf die Straßenbahn verlassen, da sie immer dann zu spät kommt oder ausfällt, wenn man es eilig hat, oder auch mal zu früh abfährt ... Leider gibt es kein Semesterticket wie zB. in Rostock. Deshalb sollte man die aktuellen Preise bei dem Betreiber Västtrafik (www.vasttrafik.se; alle möglichen Tarife sind nur auf Schwedisch einsichtig) heraussuchen und sich dann eine entsprechende Karte besorgen. Das günstigste wird wahrscheinlich die 90-Tages-Karte („Kommunladdning Göteborg 90“) sein, mit der man in „Göteborgs Kommun“ (praktisch die Stadt Göteborg ohne die „Vorstädte“) so viel herumfahren kann, wie man möchte. Für Personen unter 26 Jahren („ungdom“) ist es vergünstigt. Dann erhält man eine der EC-Karte ähnliche Plastikkarte, die man später wieder aufladen kann. Mit den Tickets kann man i.d.R. auch die Fähre zu dem vor Göteborg gelegenen „Skärgården“ benutzen. Natürlich kann man sich auch anders fortbewegen, z.B. mit dem Fahrrad. Allerdings ist Göteborg ziemlich hügelig, was das Radfahren erschweren wird. Im Wintersemester ist das Wetter meist sowieso nicht so gut. Bei meinem Aufenthalt gab es Ende Oktober/Anfang November ein bis zwei Wochen, in denen es praktisch nur geregnet hat. Auch kam die Sonne im November praktisch gar nicht durch. Während dieser tristen Monate kann man sich in Göteborg unter anderem den wohl weltweit einzigen, präparierten Blauwal betrachten. Dabei handelt es sich um ein ca. 16,5 m langes Jungtier, das im 18. Jh. in der Nähe Göteborgs gestrandet war. Man findet ihn im Naturhistorischen Museum, das Personen unter 26 Jahren freien Eintritt gewährt. Dort kann man außerdem andere schöne Präparate sehen, wie z.B. einen ausgewachsenen Afrikanischen Elefantenbullen. Es gibt aber auch noch eine Menge andere Museen wie das Schifffahrtsmuseum, das Stadtmuseum oder das Röhsska-Museum (Design-Museum). Auch der Liseberg-Park, das Universeum und das „Världskultur museet“ (Weltkulturmuseum) sind einen Besuch wert. Des Weiteren kann man sich auch sportlich betätigen: Laufen und Wandern rund um den Delsjö, Schwimmen im Valhalla-Schwimmbad, Besuche von Fußball- oder Eishockeyspielen. Wenn man früh genug anreist, kann man auch am Mitternachtsmarathon Ende August teilnehmen. Die kürzeste Strecke ist 5 km lang, glaube ich. Also durchaus machbar. Wer eher nicht so sportlich unterwegs ist, kann sich auch in eines der zahlreichen Cafés setzen. Solange, wie es nicht regnet, hat (fast) jedes Café Stühle und Tische auf der Straße – selbst wenn es unter 10°C sind. Ganz hart Gesottene Café-Inhaber haben sogar bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Stühle und Tische draußen. Regelmäßig liegen bei solchen Temperaturen aber Decken auf den Stühlen oder man kann welche erfragen, in die man sich einkuscheln kann. Abends und nachts kann man dann in einen Nachtklub oder Kneipe gehen und feiern, deren Anzahl ziemlich hoch ist. Jedoch sind alkoholische Getränke, wie überall in Schweden, teuer. Man kann „Hochprozentiges“ (über 3,5 %) nur im „Systembolaget“ oder eben in einem Restaurant, Nachtklub oder Kneipe erwerben, jedoch nicht in „normalen“ (Lebensmittel-) Geschäften.

 

Studium

 

Da ich Rechtswissenschaft studiere, hatte ich meine Vorlesungen an der „School for Economics, Business and Law“. Das Gebäude ist aus dem Jahre 1995 und im Grunde nicht ein Gebäude, sondern eine Verbindung mehrerer schon vorhandener Gebäudekomplexe und ein paar darin eingebundene Neubauten. Deshalb ist alles relativ modern. Nahezu jeder Vorlesungssaal ist mit Computer und Beamer ausgestattet. Und auch die Bibliothek ist gut ausgestattet, wobei deren Schwerpunkt allerdings auf den Wirtschaftswissenschaften liegt. Das tut der juristischen Ausstattung aber keinen Abbruch. Alles, was man benötigt, ist vorhanden.  Ebenfalls ist eine Cafeteria vorhanden. Da die Preise aber relativ hoch sind, bringen sich viele Studenten ihr Mittagessen von zu Hause mit und machen es sich in den Mikrowellen warm. Die sind, wie die Kühlschränke, von der „Student Union“ HHGS gesponsert. Zur Mittagszeit entstehen meist lange Schlangen. Deshalb sollte man entweder versuchen, etwas früher oder etwas später zu essen und nicht zwischen 12 und 13 Uhr 30. Ich habe während meines Aufenthalts die Kurse „American Company Law“, „Tourism and Hospitality Law“ und „Maritime and Transport Law“ belegt. Auswahl gab es keine. Die ersten beiden brachten jeweils 7,5 ECTS-Punkte. Sie gingen auch nur 4 bis 5 Wochen. Der letzte ging ca. 9 Wochen und brachte 15 ECTS-Punkte. Im Grunde liefen alle Kurse ähnlich ab: Es gab Vorlesungen, Gruppenarbeit und am Ende eine Klausur. Die Gruppenarbeit wird bewertet und zählt für das Gesamtergebnis. Dabei muss man eine schriftliche Arbeit vorbereiten und einreichen und dann die Ergebnisse vortragen. Hier unterschieden sich dann die ersten beiden von dem letzten Kurs: Bei den ersten beiden musste immer jeder etwas vortragen. Ansonsten gab es eine geringere Punktzahl für denjenigen, der nichts vorgetragen hat. Beim letzten Kurs musste jede Gruppe jeweils nur eine Arbeit präsentieren. Diese Präsentationen sind meines Erachtens – ebenso wie die Gruppenarbeiten – ein gutes Training, da man lernt, auch etwas zu sagen, wenn man nichts oder kaum etwas weiß und das wenige dann viel erscheinen zu lassen. Die Kurse sind grundsätzlich alle zu bestehen, wenn man nicht ganz faul ist. Solange man bei den Gruppenarbeiten mäßig aktiv mitarbeitet, braucht man auch für die Klausur kaum etwas zu lernen, weil man zum einen durch die Gruppenarbeiten schon Punkte gesammelt hat und zum anderen in der Klausur die gleiche Art von Fragen und Fällen gestellt werden. Auch wird der gesamte Themenkreis zumindest angeschnitten, sodass man von allem etwas weiß/wissen sollte. Sofern es auch relativ einfach ist, zu bestehen, ist es ziemlich schwierig, die beste Note zu erreichen. Hier sollte man sich übrigens nicht mit dem System der Schweden durcheinander bringen lassen: Die bekommen die bestmögliche Note („Ab“), wenn sie 75% der Gesamtpunktzahl erreicht haben; ausländische Studenten benötigen ungefähr 90% der Gesamtpunktzahl für ein „A“ der ECTS-Skala. Kleiner Hinweis zu den Büchern: Kauft sie rechtzeitig! Sie sind leider ziemlich teuer. Wenn man aber ein bisschen im Internet sucht, kann man teilweise über 50% sparen. Dafür wartet man dann aber auch mindestens zwei Wochen. Schwierig kann es auch sein, einen Internet- Shop zu finden, der keine „Personnummer“ haben möchte. (Die „P-Number“ von der Uni ist keine „Personnummer“.) Ausleihen in der Bibliothek ist eigentlich nicht möglich, da es meist nur ein oder zwei Exemplare in der Bibliothek gibt, die wahrscheinlich ausgeliehen sind.  Angeboten wird auch ein Sprachkurs, der 4,5 ECTS-Punkte bringt, die aber aus irgendeinem Grund bei den erforderlichen 30 Punkten nicht mitgezählt werden. Ich habe den Einführungskurs mitgemacht für Leute ohne schwedische Vorbildung. Es gibt auch Kurse für Schwedisch- Vorgebildete. Der Kurs ist so voll, dass Lernen praktisch nicht wirklich möglich ist. Da es aber nur Anfängerniveau ist und Schwedisch dem Deutschen sehr ähnlich ist, sollte es kein Problem sein, die Prüfung am Ende ohne großartig zu lernen zu bestehen. Man sollte sich aber nicht zu viel davon versprechen, da man danach praktisch nur in der Lage ist, zu sagen, wie man heißt, wo man herkommt und welche Sprachen man spricht – Anfängerniveau halt.

 

Wohnen

 

Gewohnt habe ich im Wohnheim in der Helmutsrogatan. Das Wohnheim ist eines der neueren und dementsprechend ausgestattet. Es ist allerdings auch eines der teureren. Mitte Dezember kam auch noch eine Information, dass der Zimmerpreis ab Januar erhöht wird. Jedes Zimmer hat eine Küchenzeile mit Herd, Kühlschrank und Gefrierfach. Das Bad ist zwar fensterlos, hat aber ein gutes Abluftsystem. Im Gegensatz zum größten Wohnheim Olofshöjd sind die Zimmer standardmäßig mit einem Bett, Kissen und Bettdecke ausgestattet. Manchmal finden sich in den Schränken sogar Bettbezüge. Obwohl geschrieben wird, dass in der Küche nichts vorhanden ist, sind die Küchen eigentlich mit allem ausgestattet. Auch Glühbirnen müssen meist nicht mitgebracht oder gekauft werden. Das Zimmer hat auch einen Internetanschluss; die Kosten dafür sind in der Miete enthalten. Man benötigt allerdings eine Freischaltung, was man bei der „Datanet grupp“ persönlich beantragen muss. Der TV-Kabelanschluss ist ab Januar 2009 ebenfalls in der Miete enthalten. Da ausländische Sendungen grundsätzlich nicht synchronisiert werden, kann man durchaus auch einen Fernseher mitbringen, wenn er ins Gepäck passt. Auf jedem Flur befinden sich eine Gemeinschaftswaschstube mit jeweils zwei Waschmaschinen und zwei Trocknern, die man für vier Stunden „mieten“ kann, und eine Gemeinschaftsküche. Die Gemeinschaftsküche ist allerdings nicht ständig geöffnet; sie muss beim „Area office“, das sich beim Wohnheim Olofshöjd befindet gebucht werden. Dort muss man beim Auszug auch die Schlüssel abgeben.

 

Studentisches Leben

 

Oben habe ich schon ein paar Sachen aufgezählt, die man in Göteborg machen kann. Damit sollte man aber warten, bis die Einführungsveranstaltung der Uni (nicht der Handelshochschule!) stattfindet (kurz vor Beginn des Semesters). Dort wird wahrscheinlich die Stadt Göteborg ein Prospekt verteilen, in dem sich viele Frei- oder Vergünstigungskarten befinden. Bei mir hieß es „Student08“. Versuche mal www.goteborg.com/student... Statt der Punkte das Jahr zweistellig (2008 08) angeben. Dort gibt es zB. ➔ Freikarten für Liseberg, Världskultur Museet, Schifffahrtsmuseum, eine Führung im Naturhistorischen Museum, Röhsska-Museum, Fußball- und Eishockeyspiele. Es gibt auch Ermäßigungskarten für viele Sachen. Ermäßigungen gibt es auch mit der Nachweis-Karte, dass man Mitglied einer Student Union ist, der jeder Student angehören muss. Als Erasmus-Student muss man keinen Beitrag zahlen. Als Erasmus-Student muss man sich auch sonst um kaum etwas kümmern, da die Uni und der ESS (Exchange Student Service) für alles sorgen. Unter anderem reserviert der ESS Wohnheimplätze für die Austauschstudenten und organisiert zB. Veranstaltungen und Ausflüge etwa nach Stockholm, Kopenhagen oder Kiruna. Auch die Student Union HHGS, der man als Student der Handelshochschule angehört, organisiert regelmäßig Events, v.a. Partys sowohl im Klub, der sich in der Hochschule befindet, als auch im Valand und in anderen Klubs. Partys gibt es aber auch in den Studentenwohnheimen. Zum einen sind da die „Küchenpartys“ in Helmutsrogatan, zum anderen die Kneipenpartys im Café Olof beim Wohnheim Olofshöjd.

 

Fazit

 

Der Aufenthalt in Göteborg hat sehr viel Spaß gemacht. Ich würde es jederzeit wieder machen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme. Auf Grund meiner Erfahrungen kann ich jedem nur empfehlen ein Auslandssemester oder -jahr zu absolvieren. Ob dies nun in Göteborg stattfindet oder woanders, spielt dabei, denke ich, keine Rolle.  

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