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Erfahrungsberichte, Umeå

2006/07 Erfahrungsbericht: Umeå-Schweden

 

Als ich mich zu Beginn meines Studiums dazu entschied neben meinem Erst- und Zweitfach noch einen Sprachkurs zu belegen, war es zunächst nur Neugier und  Interesse. Aus einem Kurs wurden dann mehrere und das Interesse an der Sprache und am Land selbst wurden immer größer. So entschloss ich mich im Sommer 2006 um einen Studienplatz in Schweden zu bewerben. Mein Studienfachkoordinator empfahl mir daraufhin die Universität in Umeå. Zunächst hatte ich Zweifel, ob ich wirklich so weit in den Norden wollte. Doch heute kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung war, um Schweden richtig kennen zu lernen. Umeå selbst ist nach dem Schwedischen die Stadt der Birken und liegt mit ungefähr 100.000 Einwohner mehr oder weniger direkt an der Ostsee. Sie gehört zur Provinz Västerbotten und somit auch zu den nördlichsten Universitätsstädten Schwedens. 1965 wurde die Universität Umeå gegründet und gehört nicht zuletzt durch ihre 29.000 Studenten zu den jüngsten und modernsten Universitäten.

 

Zur Vorbereitung eines Auslandssemesters in Schweden ist wohl zu sagen, dass man genügend warme Sachen mitnehmen sollte, da die Winter sehr kalt werden können. Da ich im tiefsten Winter in Umeå ankam, musste ich sogleich in den ersten Wochen mit Minusgraden weit unter 0 kämpfen (durchschnittlich -15/-20 Grad). Dennoch ist zu sagen, dass die schwedische Kälte mit der deutschen nicht zu vergleichen ist und somit wesentlich trockener und nicht so hart empfunden wird, wonach diese zunächst klingt. Auch mit der langen Dunkelheit muss man sich in den ersten Wochen erst einmal anfreunden. Daher ist es umso wichtiger, wenn man das Frühlingssemester von Januar bis Juni in Umeå verbringt, auf keinen Fall die Orientierungswoche zu missen. In dieser Woche wird zunächst die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten, die Uni, der Campus und diverse Freizeitmöglichkeiten, sowie Einkaufsmöglichkeiten vorgestellt. Allein wären diese ein wenig mühselig zu erkunden, da die Stadt sehr weitläufig ist. Außerdem lernt man bereits in jener Orientierungswoche andere Auslandsstudenten, die das gleiche Schicksal, aber auch die gleichen Interessen teilen. Zusammen schaffen wir alles, sag ich da nur. Zur Vorbereitung an sich ist wohl noch zu sagen, dass man sich mit einem dicken Polster an finanziellen Rücklagen sichern sollte, denn wie wahrscheinlich jeder weiß: Schweden ist teuer. Der erste Einkauf hat wohl bisher jeden ins Staunen versetzt. Kreditkarte ist also von großem Nutzen und fast unentbehrlich. Davon abgesehen bezahlt der Schwede so ziemlich alles, was er braucht mit Kreditkarte – und wenn es nur Kaugummis im Supermarkt sind oder ein Bier an der Bar. Studieren in Schweden hingegen ist wohl eher ein einziger Genuss. Auch wenn für mich direkt keine extrem große Auswahl vorhanden war, so liegt die Anzahl der Kursteilnehmer weit unter deutschem Standard. In einem meiner Kurse waren wir gerade einmal 6 Stundenten.

 

Da ist für ausführliche Diskussionen und Vertiefungen natürlich ausgiebig Zeit. Auch außerhalb der Lehrveranstaltungen und Sprechzeiten haben Dozenten der Universität immer ein offenes Ohr und viel Verständnis. Studienbedingungen sind somit optimal. Auch die Bibliothek hat 6 von 7 Tagen offen, wobei durch den Erhalt einer Magnetkarte jene auch außerhalb der Öffnungszeiten und selbst am Sonntag genutzt werden kann. Durchschnittlich belegt jeder Student 4 Kurse im Semester. Jeder Kurs geht 6 Wochen. In diesen 6 Wochen allerdings heißt es ordentlich studieren. Auch wenn man nicht jeden Tag mehrere Lehrveranstaltungen hat wie man es aus Deutschland gewohnt ist, so sitzt man viel in der Bibliothek um wöchentliche Präsentationen und schriftliche Arbeiten vorzubereiten. Am Endes eines Kurses gibt es drei Möglichkeiten zu bestehen oder nicht zu bestehen: pass with distinction, pass und fail pass. Die jeweiligen Kurse sind in 4 Level eingeteilt (A-D), wobei A für Anfängerkurs steht. Von der Wertigkeit ergibt ein Kurs umgerechnet 7.5 ECTS. Da die Universität von Umeå eine Campus Uni ist, kann man auf diesem alles finden – von allen Instituten und Sekretariaten über viele Cafeterien und Mensen hin zum Unishop, Buchhandel und natürlich auch Studentenclubs und diverse Freizeitanlagen.

 

Die Wohnheime liegen nördlich und südlich vom Campus in eigens erschaffenen Studentenvierteln. Selbstverständlich leben dort nicht nur Studenten. Durchschnittlich teilt man sich mit 6 weiteren Studenten einen Korridor, eine Küche und einen Gemeinschaftsraum. Selbst hat man neben einem Einzelzimmer auch ein eigenes separates Badezimmer. Die Zusammensetzung der Korridore erfolgt zufällig. Dabei kann man Glück, aber auch Pech haben. In der Regel sind auf einem Korridor aber nicht mehr als 2 Auslandsstudenten – der Rest sind Schweden.

 

Unabhängig vom Unileben benutzen besonders in den kalten Wintermonaten fast jeder schwedische Student, aber auch viele „Internationals“ das „IKSU“ – das größte Fitnessstudio Nordeuropas, worauf Umeå sehr stolz ist. Denn wenn bei Minus 20 Grad das Atmen beim Joggen immer schwerer wird, ist das IKSU ein willkommener Ausgleich zum Studieren. Das IKSU selbst bietet so ziemlich jede Sportart an, vom individuellen Muskelaufbau hin zu Gruppensportarten wie Aqua-Power, African-Dance, Team Cycling, Klettern und und und. Abgesehen vom Hallensport werden auch Outdoor-Aktivitäten angeboten wie Skitrips und Kanufahrten. Neben Studieren, Sport und Party, die nicht zu wenig gerade unter den Internationals stattfinden, sollte das Reisen nicht zu kurz kommen. Von International Office werden während des gesamten Semester viele Veranstaltungen, wie International Pubs, Sittnings, Sport-Events usw. angeboten. Aber auch Ausflüge nach Kiruna zum Eishotel, nach Jokkmokk zum Wintermarkt der Lappen oder Reisen nach St. Petersburg oder Talinn. Solche Ausflüge unbedingt mitmachen oder sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen, Auto mieten (übrigens relativ günstig) und selbst Trips organisieren. Mit großer Begeisterung werden so unter anderem auch Reisen nach Norwegen und Finnland unternommen. Nicht zuletzt lernt man auf diesem Wege viele Schweden und andere Ländern kennen. Zum Schluss nun noch etwas Kritik und einige Tricks. Ein wenig schade fand ich persönlich, dass aufgrund des zwar gut, dennoch ein wenig zu sehr organisierten Programms vom International Office Austauschstudenten meist nur unter sich blieben. Man lernt auf diesem Wege zwar viele liebe Leute aus der ganzen Welt kennen, die ich auf keinen Fall missen möchte, dennoch erschwert dies unter anderem den Zugang zu den Schweden, die von Natur aus nur schwer kennen zu lernen und sehr zurückhaltend sind. Selbst in meinen Kursen waren ausschließlich Internationals. Auch schade fand ich, das ich mitunter einer der wenigen mit schwedischsprachigen Vorkenntnissen war und mich somit kaum sprachlich weitergebildet hab. So heißt es selbst aktiv werden und Menschen ansprechen. So gut wie jeder Schwede reagiert auf den Versuch in ihrer Sprache reden zu wollen mit großer Begeisterung, Interesse und großem Verständnis für Fehler. Allgemein hab ich die Schweden als unwahrscheinlich liebenswürdig, sehr höflich und sehr hilfsbereit kennen gelernt. Beim Essen wird man bis auf ordentliches deutsches Brot (schwedisches Brot wird mit Sirup gebacken und schmeckt daher sehr eigenartig) nichts missen. Besonders Süßigkeiten und das typische schwedische Gepäck sind nicht zu verachten. Schwedische Spezialitäten wie Blutpudding und Surströmming (schwedischer Gammelfisch) sind ein Abenteuer für sich. Zu empfehlen ist außerdem sich ein Fahrrad gleich zu Beginn des Semesters zu kaufen. Denn man wird es brauchen und es kostet im Schnitt auch nur 30€. Das Zentrum ist leider recht weit vom Campus und von den Wohnheimen entfernt. Ohne Fahrrad läuft man locker eine dreiviertel Stunde. Busse haben nachts einen Nachtzuschlag, so nehmen sie sich kaum von einem Taxi. Und wer kann sich das schon jede Woche leisten. Außerdem macht ein Ausflug um den Nydala-See gleich viel mehr Spaß. Schlussendlich möchte ich anmerken, dass das Informationsmaterial der Umeå Universität sehr aufschlussreich ist und schon viele Fragen im Vorfeld beantwortet. Also unbedingt gründlich lesen, sich außerdem im Internet über die Uni und das Kursangebot  informieren und sich ruhig schon im Vorfeld mit den Fachkoordinatoren austauschen. Und als kleiner Tipp am Rande, Alkohol mitnehmen, schicken lassen oder von Freunden bei einem Besuch mitbringen lassen, denn Alkohol ist kaum zu bezahlen. Daher auch jede Pre-Party mitnehmen – nicht zuletzt weil schwedische Clubs schon gegen 2 Uhr nachts schließen.

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