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Hier findest du nützliche Infos zu einem Auslandssemester oder Auslandspraktikum in Schweden.

 


Erfahrungsberichte, Jönköping

Erfahrungsbericht über das Auslandssemester in Jönköping an der International Business School im WS 2005/2006 im Rahmen des ERASMUS/SOKRATES –Programms  

 

Name: P. Harris
Studiengang: Wirtschaftspädagogik
Gasthochschule: International Business School, Jönköping
Heimathochschule: Universität Erlangen
Fachbetreuer: Prof. Dr. Herrmann
Ansprechpartner: Uta Wilkens

 

Vorbemerkung:

 

Dieser Erfahrungsbericht soll die Berichte aus den Vorjahren informativ ergänzen. Ich habe dazu die Version des WS 2004/2005 herangezogen. Da Vieles gleich geblieben ist, möchte ich mich nicht unnötig wiederholen. Vielmehr beabsichtige ich, die bisherigen Berichte durch meine Erfahrungen zu ergänzen. Falls Änderungen eingetroffen sind, werden diese selbstverständlich erwähnt.

 

Vorbereitung:

 

Nach erfolgreicher Bewerbung an der Jönköping International Business School (JIBS) erhält man ca. 3 Wochen später ein Info-Paket von der Partneruniversität. Dieses enthält wichtige Informationen über die Kursbelegung, die Wohnheim-anmeldung sowie allgemeine Regelungen des schwedischen Staates bezüglich Alkohol, Drogen, usw. Im Letter of Acceptance bekommst du dein Benutzerkennwort und dein Passwort, dass du ab sofort im Intranet der JIBS benutzen kannst. Über das Intranet legst du nicht nur deine Kurse fest, auch das Anmeldeverfahren für die Wohnheime wird darin geregelt. Der Zeitraum hierfür beträgt ca. vier Wochen, aber es empfiehlt sich, gerade die Wohnheimbewerbung gleich zu Beginn abzuschließen, um die Chancen für das angestrebte Wohnheim zu erhöhen. Vier Wohnheime stehen zur Auswahl, die auf der Homepage kurz beschrieben sind.

Des Weiteren ist es ratsam, sich einen internationalen Studentenausweis zu besorgen. Dieser ermöglicht Vergünstigungen in einigen Jugendherbergen und Bus- und Zugtickets. Neben dem Auslandskrankenschein, den jede Krankenversicherung kostenlos ausstellt, solltest du zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung abschließen, die einen Rücktransport nach Deutschland beinhaltet (z. B bei den Sparkassen für 9 Euro im Jahr möglich), wenn du vor hast, in Schweden Sport wie Skifahren, Klettern, etc betreiben möchtest.

Alles Andere ist in den Anweisungen des Info-Pakets näher erläutert. Allgemein besteht jedoch kein großer Arbeitsaufwand, zumal das meiste über das Intranet geregelt ist, dessen Aufbau klar strukturiert und übersichtlich ist.

 

Die ersten Tage in Schweden:

 

Sobald du in Jönköping angekommen bist, bringt dich ein sog. Pick-up Service zur jeweiligen Unterkunft, sofern du im dafür vorgesehenen Zeitraum ankommst (ein bestimmtes Wochenende). Am darauf folgenden Montag startet die Einführungswoche, in der du alle Informationen erhältst, die am Anfang wichtig sind. Dazu werden alle Austauschstudenten in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe wird von einem schwedischen Studenten betreut, der dir zeigt, wo du ein Konto eröffnen kannst, wo sich das Einwohnermeldeamt befindet und welche Möglichkeiten du in der Bibliothek hast. Die Einteilung in Gruppen hat den Zweck, dass alle Anfangsformalien möglichst schnell und reibungslos über die Bühne gehen und niemand ahnungslos „umher irren“ muss. Ferner erhältst du eine Zugangskarte für die JIBS, mit der du jederzeit (auch nachts und sonntags) Zutritt zur Universität hast. Wenn du günstig telefonieren möchtest, gibt es in Schweden zwei Alternativen von Call-Cards. Die Conviq Kompis Karte (bei jedem Kiosk erhältlich) ist vor allem dann geeignet, wenn du viel innerhalb Schweden telefonierst oder SMS verschickst und für die Anrufe nach Deutschland das Internettelefon-Programm Skype oder ähnliches benutzen kannst. Falls du diese Möglichkeit nicht hast und mit deinem Mobil-Telefon nach Deutschland anrufen möchtest, empfiehlt sich der Conviq Amigos Tarif. Genauere Tarifsätze sind den Prospekten (ebenfalls im Kiosk erhältlich) zu entnehmen.

 

Unterkunft:

 

Ich war im Wohnheim Raslätt untergebracht und muss nachträglich sagen, dass es die beste Entscheidung war. Zwar liegt es 7 km außerhalb von Jönköping und ähnelt eher einem Ghetto, aber gegenüber den anderen Wohnheimen hat es so manche Vorteile. Erstens verfügt es über die günstigsten Zimmer. Im Vergleich zu meiner Nürnberger WG sind diese Wohnungen trotz der günstigen Miete sehr geräumig. Wer in Raslätt wohnt, hat außerdem eine Vergünstigung auf die monatlichen Buskarten. Diese kostet normalerweise 450 SEK, für die Bewohner von Raslätt nur 200 SEK, das ist ein echter Vorteil. Zudem sind ca. 70 % aller Austauschstudenten in Raslätt untergebracht. Das heißt, man hat immer Anschluss zu anderen, was auch durch die Gemeinschafträume gefördert wird. Diese verfügen über Billardtisch, Tischfussball, Tischtennisplatten, zwei Fernseher sowie eine Sauna. Die Raslätt Student Junion veranstaltet sämtliche Partys in diesen Gemeinschaftsräumen, zu der du kostenlos Eintritt hast.

Ein nennenswerter Nachteil ist jedoch zu erwähnen. Neben den Studenten wohnen in Raslätt auch Familien von Immigranten. Teilweise traten Probleme zwischen Jugendlichen und Studenten dort auf, vor allem dann, wenn Partys in den Gemeinschaftsräumen stattfanden. Zutritt zu diesen Räumen haben eigentlich nur Studenten, hin und wieder aber gelangen diese Jugendlichen in die Räumlichkeiten. Besonders dann, wenn Alkohol im Spiel war, gab es die eine oder andere Auseinandersetzung zwischen Studenten und jenen Jugendlichen. Am besten ist es, nicht zu provozieren. Gerade durch die Sportmöglichkeiten kann die Integration der Immigranten in Raslätt gefördert werden. Wir hatten auch gute Erfahrungen mit ihnen. Aber allgemein ist es nicht gefährlich dort zu wohnen, ich wollte nur die Information geben, dass dort nicht nur Studenten wohnen.

Reisen:

Durch die günstige Lage Jönköpings am Fuße des Vätternsees bieten sich vielerlei Ausflugsmöglichkeiten an. Wer bereit ist, eine fünf bis sechsstündige Reise in Kauf zu nehmen, kann Kopenhagen, Malmö, Oslo sowie auch schwedische Städte erreichen. Auf jeden Fall sollte man Göteborg und Stockholm besichtigen. Stockholm, auch als Venedig des Nordens bekannt, verfügt über zahlreiche Museen, wie z. B. das Vasa-Museum mit dem beeindruckenden Vasa-Schiff. Aber auch kleinere Städte in der Umgebung und die beiden Inseln Öland und Gotland sind sehenswerte Ausflugsziele. Der Informationsstand in der Cafeteria der JIBS gibt gerne Auskunft und verkauft auch die Tickets für den Swebusexpress. Der Swebusexpress ist ein Busunternehmen mit einem gut ausgebauten Busliniennetz in Südschweden. Zudem stellt es die günstigste Variante des Reisens dar, sofern man kein Auto hat. Wer zwei Wochen vorher bucht, bekommt zusätzlich noch einen Frühbucherrabatt.

 

Kurse:

 

Im Gegensatz zu Kursen in Deutschland wird an der JIBS sehr viel Wert auf Gruppenarbeiten gelegt. Die Kurse dauern meist zwei Monate und können jeweils zwei bis vier Arbeiten, sog. Assignments beinhalten. Teilweise sind diese Assignments auch allein anzufertigen. Die Länge eines solchen variiert dabei zwischen fünf und 15 Seiten. Die Gruppen bestehen meist aus vier oder fünf Studenten verschiedener Länder, wobei aber immer mindestens ein Schwede dabei ist. Probleme kommen manchmal auf, wenn es darum geht, sich zu gemeinsamer Arbeit zu verabreden, da jeder verschiedene Kurse hat und die Treffzeiten immer mit dem eigenen Stundenplan abzugleichen sind. Normalerweise findet sich aber immer genügend Zeit, um die notwendigen Sitzungen innerhalb der Gruppen zu verein-baren.

Der Kurs Marketing Management beinhaltet eine Projektarbeit innerhalb einer vierköpfigen Gruppe, ein Simulationsspiel am Computer sowie eine abschließende Prüfung. Die Projektarbeit soll zehn Seiten umfassen und das Simulationsspiel verlangt einen abschließenden Report über fünf Seiten, in dem vier bis fünf Fragen über den Spielverlauf zu beantworten sind. Allgemein gesagt, ist der Kurs zu empfehlen. Die Dozenten machten für mich einen sicheren Eindruck, sie waren vorbereitet und man konnte ihrem englischen Vortrag mühelos folgen. Vor den Vorlesungen sind die Unterlagen im Internet für den Download zur Verfügung gestellt. Der Kurs war für mich nicht zuletzt deswegen interessant, dass er sehr praxisorientiert gestaltet ist. Da maximal 80 Kommilitonen den Kurs besuchen, wird auch viel gesprochen und diskutiert. Man kann sich also gut einbringen. Der Kurs wurde von Dr. Ivens vom Lehrstuhl für Marketing mit vier Credits voll als ABWL anerkannt.

Supply Chain Management umfasst zwei Gruppenarbeiten à fünf Seiten und ein individuelles Assignment sowie ebenfalls eine abrundende Prüfung. Dieser Kurs war hingegen sehr enttäuschend für mich. Die Dozentin machte einen schlechten Eindruck, war selten vorbereitet, wirkte unsicher und auch die Folien waren alles andere als klar. Am besten ist es, wenn man sich das Kursbuch besorgt und die zehn Kapitel mit den Zusammenfassungen durchliest. Die Case-Studies als Grundlage der beiden Gruppenarbeiten waren sehr schwer zu verstehen und auch die anschließenden Fragen schwer zu interpretieren. Die Dozentin gab jedoch immer wieder zu verstehen, dass man viel Extralektüre lesen müsste, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Anders ausgedrückt, je mehr Referenzen am Ende der Arbeit angegeben sind, umso besser das Resultat. Ferner wurde sehr viel Wert auf die richtige Zitierweise und die Angabe von Fremdliteratur gelegt. Was den Inhalt des Kurses betrifft, hatte ich mir einen viel interessanteren Themenbereich vorgestellt. Sehr theoretisch, viele Fachtermini, die irgendwann nicht mehr zu unterscheiden waren, sofern man sich nicht noch mal selbst mit Hilfe der Kursliteratur damit auseinandergesetzt hat. Der Kurs wird jedes Semester mit neuen Schwerpunkten besetzt und vielleicht bewirkt die Kursevaluation der Studenten eine Verbesserung. Supply Chain Management wurde vom Lehrstuhl für Logistik mit zwei Credits anerkannt. Die fehlenden zwei Credits werden mit der hiesigen Prüfung Betriebswirtschaftliche Logistik erzielt, um die ABWL abgelegt zu haben.

Neben den beiden Wirtschaftskursen belegte ich ebenso Schwedisch 1 und 2. Obwohl diese beiden Prüfungen nicht anerkannt werden können, war es für mich sehr wichtig, diese Sprache zu lernen. Da es sich um eine germanistische Sprache handelt, ist es für Deutsche nicht allzu schwer, diese Sprache zu lernen. Trotzdem gibt es grammatikalische Eigenheiten und die Intonation der Sprache ist gewöhnungsbedürftig. Wenn man aber am Ball bleibt und seine Hausaufgaben regelmäßig macht, lernt man diese Sprache recht schnell, um die einfachen alltäglichen Situationen in der neuen Sprache zu meistern. Zudem erhält man einen sehr detaillierten Einblick in die schwedische Kultur, da dies auch Bestandteil des Kurses ist. Die Dozenten sind sehr engagiert und gestalten den Unterricht sehr kurzweilig. Der Kurs Schwedisch 2 ist deshalb zu empfehlen, weil er mehr die Konversation als Schwerpunkt hat. Wer diesen Kurs einigermaßen seriös besucht, ist wirklich schon in der Lage, sich auf Schwedisch zu unterhalten, natürlich nicht über alles.

 

Fazit:

 

Alles in allem, kann ich die JIBS nur empfehlen. Die Universität wurde 1994 eröffnet, ist also sehr modern. Da die Kurse im Schnitt von 80 Studenten besucht werden, können die Vorlesungen sehr aktiv gestaltet werden. Die Unterkünfte sind ebenfalls keine Altbauten und verfügen über viele Freizeitmöglichkeiten. Die Bevölkerung ist sehr freundlich, egal ob man sich am Schalter, im Café oder in der Universität befindet. Falls du noch Fragen hast, dann scheu dich nicht, mich zu kontaktieren. Ich bin gerne bereit, dir noch mehr aussagekräftige Informationen zu geben, sofern ich in der Lage dazu bin. Viel Spaß in Jönköping, Schweden und Skandinavien!

Philipp Harris

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