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Hier findest du nützliche Infos zu einem Auslandssemester oder Auslandspraktikum in Schweden.

 


Erfahrungsberichte, Luleå

Student: M. Giersberg
Studienfach: Rechtswissenschaft
Gasthochschule:

Luleå Tekniska Universitet

Heimatuniversität:

Universität Rostock

Aufenthaltsdauer:

August 2006 – Juni 2007

Von August 06 bis Juni 07 absolvierte ich zwei Semester an der „Luleå Tekniska Universitet“ (LTU). Im Folgenden versuche ich, einen Überblick über den Aufenthalt zu geben. Bitte kontaktiert mich, sollten Fragen ungeklärt bleiben!

 

Zu Beginn - Bewerbung und Kurswahl

 

Die Bewerbung für ein Auslandsstudium erfolgt bei dem Erasmusbüro der Fakultät am Lehrstuhl Prof. Dr. Tonner (siehe auch www.jura.unirostock.de/Tonner/index.htm ). Nach erfolgreicher Bewerbung muss ein Studienprogramm ( Learning Agreement) aufgestellt werden. Ich kann nur raten, dabei nicht unnötig Zeit verstreichen zu lassen. Gerade die Auswahl der Kurse für das Learning Agreement kann gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Die LTU verfügt über einen ausführlichen Webauftritt (www.ltu.se), der u.A. auch über die angebotenen Kurse informiert (www.ltu.se/edu, Link „ Juridik“). Spätestens hier fällt auf, dass an der LTU keine juristischen Kurse in englischer Sprache gehalten werden. Grundkenntnisse in Schwedisch sind also Minimalvoraussetzung, fortgeschrittene Sprachfähigkeiten für eine produktive Teilnahme am Unterricht empfohlen. Weiterhin ist zu beachten, dass Kurse entweder im Herbst- („ höstterminen“, „ht“) oder Frühlingssemester („ vårterminen“, „vt“)gehalten werden. Stellt man sein Herbstsemester zusammen, meldet man sich also nur für „ht-Kurse“ an. Die Buchstaben A-D geben das Kursniveau an, wobei A Grundlage und D fortgeschrittenes Niveau bedeutet. Wer sich also etwas fordern möchte, sollte auch einen C- oder D-Kurs versuchen. Den begleitenden Besuch von Schwedischkursen kann ich nur empfehlen. Auch andere Sprachen werden angeboten. Die Reise nach Luleå Nach Luleå kann man per Flugzeug, Bahn oder PKW reisen. Da der Flughafen Kallax (internationaler Code: LLX) direkt vor der Stadt liegt, bietet sich ein Flug an. Die beiden schwedischen Fluggesellschaften SAS (www.sas.se) und FlyNordic (www.flynordic.com) fliegen Kallax von Stockholm Arlanda (ARN) aus an und gewähren Reisenden unter 26 Jahren günstige Preise („ungdomsticket“). Nach Stockholm gelangt man von vielen Flughäfen aus. Von Norddeutschland aus bieten sich z.B. Lübeck, Hannover oder Berlin an. Allerdings fliegen einige Airlines den weiter entfernten Flughafen Skavsta an. Von dort in die Stadt bzw. nach Arlanda fahren sog. Flygbussar (Flugbusse, www.flygbussarna.se). Die Fahrt dauert jedoch einige Zeit und verursacht natürlich weitere Kosten. Eine andere Möglichkeit ist der Bahnverkehr. Von Südschweden (z.B. Malmö) aus gehen Fernzüge/Nachtzüge bis nach Luleå. Malmö erreicht man z.B. mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg (www.ttlines.de, www.scandlines.de) und anschließender Busfahrt (www.skanetrafiken.se). Die Bahngesellschaften „ Sveriges Järnväg“ (www.sj.se) und „ Veolia/Connex“ (www.connex.se) bieten ebenfalls günstige Tickets für junge Reisende. Während eine Zugfahrt äußerst lange dauert (allein 15h von Stockholm nach Luleå) bietet sie den Vorteil, keine Gepäckbegrenzung wie die Fluggesellschaften zu haben. Welche Reiseart man auch wählt, eine rechtzeitige Buchung ist dringend zu empfehlen, da Preise mit fortschreitender Zeit steigen können bzw. Reisemittel auch ausgebucht sein können.

 

Empfang, Buddies, Einführung

 

Studenten, die mit dem Flugzeug anreisen, werden am Flughafen von einem Mitglied des LURC (Luleå University Reception Committee) abgeholt und zur Uni gefahren, mit den ersten notwendigen Informationen versehen und anschließend zur Wohnung gebracht. Das LURC-Team wird euch während eures Aufenthaltes begleiten und diverse Veranstaltungen und Feste organisieren. An der LTU gibt es ein „ Buddy-Programm“. Studenten nehmen sich eines Austauschstudenten an, um ihm/ihr Hilfe und Unterstützung für den Aufenthalt zu sein. Nach meinen Erfahrungen ist das eine gute Möglichkeit, schnell und einfach wichtige Informationen zu bekommen und vielleicht sogar schnell neue Freunde zu gewinnen. Zudem findet jeden August eine Einführungszeit für schwedische Neustudenten, die Nolleperioden, statt. Mit enormem Aufwand und viel Engagement organisieren ältere Studenten eine Willkommenszeit voller Veranstaltungen, Festen und Überraschungen. Austauschstudenten werden in dieses Programm integriert und sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Ich empfehle jedem, dieses Erlebnis wenigstens auszuprobieren. Es ist nicht nur Gelegenheit, viel Nützliches über Universitätsalltag und Stadt zu erfahren, man lernt auch andere Studenten und ein Stück schwedische Kultur kennen. Versucht also, nicht erst zu Vorlesungsbeginn anzureisen, sondern nehmt euch die Zeit für dieses Spektakel.

 

Die Universität - Wohnen

 

Erasmusstudenten bekommen einen Wohnheimsplatz zugeteilt, der sich im Nachhinein auch wechseln lässt. Die Wohnungen für Austauschstudenten befinden sich an zwei Standorten: Die meisten Plätze gibt es in Björkskatan, in größeren Gebäuden. 10-12 geräumige Zimmer mit eigenem Bad befinden sich auf einem Korridor mit Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsraum. Hier steigen viele und große Parties, die Nachtruhe wird häufig nicht eingehalten. Den Campus erreicht man von hier aus in 20 Minuten zu Fuß und in 10 Minuten mit dem Fahrrad. Das zweite Wohnviertel heißt Porsön/Vänortsvägen und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Campus. Die meisten Austauschstudenten dort wohnen in zweigeschossigen Gebäude mit vier  Wohnungen, die sich jeweils vier Studenten teilen. Durch die kleineren Wohneinheiten kommt schnell WG-Gefühl auf, man kennt seine Nachbarn genauer. Prinzipiell ist es in Porsön ruhiger, doch dünne und hellhörige Wände lassen auch leise Geräusche hindurch. Wo auch immer man wohnt, die Benutzung von Waschmaschinen und einfacher Saunaräume ist immer in der Miete inbegriffen.

 

Studieren

 

Das schwedische Studiensystem unterscheidet sich in einigen Punkten vom deutschen. Es wird stressfreier gearbeitet. Studenten stehen nicht unter demselben Zeit- und Leistungsdruck. Das Unterrichtsklima ist sehr aufgelockert, man spricht selbst die Professoren mit Vornamen an. Die Dozenten sind den Fragen und Anliegen der Studenten gegenüber zumeist sehr offen und hilfsbereit eingestellt. Speziell zu den juristischen Kursen kann ich sagen, dass ich mit meinen Dozenten gute Erfahrungen gemacht habe. Die Juristenausbildung wird anders gehandhabt als in Deutschland. Man geht die Probleme und Fragen in Schweden lockerer und unverkrampfter an. Form und Schema spielen untergeordnete Rollen, der Dialog über das Problem steht im Vordergrund. Gesetze und Literatur sind nicht ansatzweise so zahlreich vorhanden und erschöpfend formuliert wie in Deutschland. Diese Faktoren wirken oft sehr erfrischend. Sie können aber auch verwirren, z.B. wenn ein roter Faden nicht mehr zu erkennen ist und eine Fallbesprechung zu konfus wird. Es werden in den Kursen unterschiedliche Unterrichtsformen angewendet. Zu den wissensvermittelnden und theoretischen Vorlesungen kommen ergänzend Übungen hinzu. Zu diesen sind im Vorfeld Fallfragen zu lösen, die Lösungen werden dann in der Gruppe vorgetragen und verglichen. Darüber hinaus sind in Seminaren wichtige Urteile zu analysieren und auszuwerten. Es können auch Vorträge oder Aufsätze zu bestimmten Thematiken gefordert werden. Gerade in den letzten Unterrichtsformen sind fundierte Schwedischkenntnisse von großem Wert. Dennoch sollte sich niemand abschrecken lassen, die Dozenten nehmen sprachliche Fehler nicht übel, sondern freuen sich über jegliches Engagement die Sprachbarriere zu überwinden.

 

Leben in Luleå

 

Luleå ist als Hauptstadt des Verwaltungsbezirk Norrbotten ein Zentrum im nördlichen Raum, wenn auch für deutsche Verhältnisse eine kleine Stadt (nähere Fakten z.B.http://de.wikipedia.org/wiki/Lule%C3%A5). Dennoch liegen die einzelnen Stadtteile über ein großes Gebiet verteilt. Optimales Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad, es gibt aber auch ein flächendeckendes Busnetz (www.llt.lulea.se). Einkaufsmöglichkeiten Luleå bietet diverse Einkaufsmöglichkeiten. Im Stadtzentrum gibt es zwei Einkaufszentren, Shopping und Smedje. Neben vielen einzelnen Läden gibt es außerdem noch das Kaufhaus Åhléns. Sehr zentral gelegen befindet sich auch das Systembolaget (kurz: Systemet), das staatliche Alkoholgeschäft – deutlich erkennbar an dem grünen Schild mit gelber Schrift. Lebensmittel kann man in den Supermärkten ICA, Willys und Coop kaufen. Willys ist wegen niedriger Preise bei Studenten beliebt. Allgemein gilt: Je größer der Laden, desto niedriger sind die Preise. Etwas gewöhnungsbedürftig dürften viele schwedische Lebensmittel sein. Die meisten Brotsorten sind z.B. gesüßt und die Wurst ist mit viel Kartoffelmehl versetzt. Mittlerweile sind viele Brotsorten mit dem Hinweis osötat versehen, was „ungesüßt“ bedeutet. Hier kann man gefahrlos zugreifen.

 

Kommunikation

 

Verbreitet ist die Kommunikation per Internet. Über einen Account im Uni-Netzwerk erhält jeder Student Internetanschluss im Wohnheim sowie WLAN-Empfang auf dem Campus. Es empfiehlt sich, ein freigeschaltetes Mobiltelefon mitzubringen, da es in Schweden günstige Handytarife gibt.

 

Clubs, Freizeit, Sport

 

In Luleå gibt es vielseitige Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Der Universitätssportverein StiL bietet unterschiedliche Sportarten an, es gibt schöne Laufstrecken und im Winter sind Skilanglauf sowie Eislauf beliebte Aktivitäten. Abfahrtsski kann auf einigen mehr oder weniger nah  gelegenen Pisten gefahren werden. Es werden regelmäßig Shuttlebusse vom Campus dorthin organisiert. Das Nachtleben spielt sich hauptsächlich in zwei Clubs ab, Cleo in der Innenstadt und STUK auf dem Campus. Daneben gibt es noch andere Clubs und Bars, die aber wesentlich höhere Getränkepreise aufweisen. Die Universität verfügt auch über viele Vereine. Es gibt mehrere Chorgruppen, ein Studentenorchester, eine Tanzgruppe sowie ein Theaterensemble. Ein Filmclub führt aktuelle Kinofilme zu günstigen Preisen auf dem Campus vor. Landschaft und Klima Das Klima in Nordschweden ist insgesamt kühl. Der Herbst setzt früh ein und die Tage werden rasant kürzer. Es kann viel regnen. Im Dezember wird die Sonne den Horizont nur knapp überschreiten. Viel Schnee hellt die Tage aber dennoch auf. Temperaturen von –20°C sind nicht ungewöhnlich, es kann aber viel kälter werden (weitere Temperaturdaten: http://marge.campus.ltu.se/temp). Ab und zu lassen sich Nordlichter beobachten, was ein imposantes Naturschauspiel ist. Der Frühling beginnt sehr spät, es bleibt lange kalt. Wer auch die erste Jahreshälfte in Luleå verbringt, wird die schönen hellen Nächte erleben können, die allerdings auch Schlafstörungen verursachen können. Die Landschaft in Norrbotten ist von Nadelwald und sanften Hügeln geprägt. Klimatisch bedingt wirkt die Region karg, hat aber ihren eigenen Charme. Es gibt einige Flüsse und Seen sowie den reizvollen Schärengarten vor der Küste.

 

Ausflugsmöglichkeiten

Es gibt eine Reihe von sehenswerten Besuchszielen. Die historische Altstadt von Luleå, ein UNESCO-Weltkulturerbe, kann besichtigt werden. Weiterhin gibt es die Storforsen- Stromschnellen. Nahe Kiruna wird im Winter das berühmte Eishotel errichtet. Für längere Trips bieten sich diverse Nationalparks an, z.B. Abisko mit dem bekannten Wanderweg Kungsleden, außerdem Finnland und die nordnorwegische Küste. Besonders empfehlenswert sind die beeindruckenden Lofoten-Inseln.

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