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Erfahrungsbericht über einen ERASMUS-Aufenthalt an der Högskolan Väst in Trollhättan/Schweden Wintersemester 2008/09 von Martina Dejmek 

 

Name: Martina Dejmek
Studiengang: Medientechnik
Heimatuniversität: Georg Simon Ohm Hochschule Nürnberg
Gastuniversität: Högskolan Väst Trollhättan
Aufenhaltszeitraum: Wintersemester 2008/2009

 

Warum Schweden?

 

Für Schweden habe ich mich eigentlich schon sehr lange begeistert: die grünen Landschaften, die vielen Seen und der „Traum vom Sommerhäuschen“, so habe ich mir Schweden immer vorgestellt. Natürlich hat das Land einiges mehr zu bieten als Ikea, Pippi Langstrumpf und Elche und genau das wollte ich entdecken. Die schwedische Sprache klingt so optimistisch und so ganz anders als Deutsch, Englisch oder Spanisch und ich wollte diese Sprache unbedingt lernen. Da das Studienangebot der Högskolan Väst, welche ja die Partneruniversität der Georg- Simon-Ohm Hochschule in Nürnberg ist, hat vor allem im Bereich Digitale Medien ein sehr vielfältige und interessantes Fächerangebot, daher war die Hochschule auch fachlich gesehen sehr interessant für mich. An der Högskolan Väst konnte ich Vorlesungen besuchen, die in meinem Studienplan nicht vorgesehen waren aber mein Studium und meine Kenntnisse perfekt abrunden würden.

 

Die Stadt

 

Trollhättan ist eine Stadt und wichtiger Industriestandort in der westschwedischen Provinz Västra Götalands län und der historischen Provinz Västergötland. Sie liegt 75 km nördlich von Göteborg, 20 km südlich von Vänersborg und 25 km östlich von Uddevalla. Trollhättan ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit Trollhättans sind die 32 m hohen Trollhättan-Fällen des Göta Älv Kanals, Schwedens wasserreichstem Fluss. Etwa zwei Kilometer südlich von den Wasserfällen können immer noch die alten Schleusen besichtigt werden, die im 19. Jahrhundert erbaut wurden und nach wie vor in Betrieb sind. Die Trollhättan-Fälle liegen heute die meiste Zeit trocken, und werden im Sommer einmal täglich für Touristen und Besucher geöffnet. Es gibt in Trollhättan neben elektrochemischer Industrie, Automobilbau (Saab, Volvo), Maschinenbau- und Flugzeugindustrie auch Produktionsstudios für Filme. Hier wurden Filme wie „Dogville“, „Dancer in the Dark“ und „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ gedreht. Die Einwohner Trollhättans sind daher sehr stolz darauf, dass die Stadt scherzhaft auch „Trollywood“ genannt wird.

 

Der Beginn

 

Für die neu ankommenden Austauschstudenten wird am „Arrival Day“ eine ganze Menge organisiert, weshalb ich es nur empfehlen kann auch dann anzukommen. Am Bahnhof in Göteborg wurde ich mitsamt Gepäck abgeholt und zur Studentenwohnung gefahren, in der ich das kommende Semester über wohnen sollte und wo es erst mal einige wertvolle Informationen gab und der Mietvertrag unterschrieben und die Schlüssel übergeben wurden. Am nächsten Tag war dann der Willkommenstag, an dem schwedische Studenten Spiele organisierten bei denen sich die Austauschstudenten kennen lernen konnten. Außerdem wurde eine kleiner Stadtrundgang unternommen und eine kleine Rundführung durch die Universität. Am zweiten Tag hat dann das International Office der Hochschule einen Informationstag veranstaltet, wo man verschiedenste Dinge erklärt bekommen hat. In den ersten zwei Wochen gab es viele Informationsveranstaltungen, Willkommenstreffen, einen Ausflug in die Umgebung und unzählige Partys, so dass man sofort Anschluss zu den anderen Austauschstudenten hatte.

 

Die Hochschule

 

Die Hochschule in Trollhättan ist die modernste in ganz Schweden und ich muss sagen, dass sie diesen Ruf nicht zu unrecht hat: es gibt etliche sehr gut ausgestattete Computerräume an denen Studenten arbeiten können. Für Gruppenarbeiten stehen außerdem kleinere Räume für bis zu 6 Personen zur Verfügung die ebenfalls mit Computern ausgerüstet sind und über Whiteboards verfügen. Es gibt in jedem Flur Ruheplätze mit Sofas und Mikrowellen wo man sein selbst mitgebrachtes Essen aufwärmen kann. Die Atmosphäre in der Hochschule ist sehr angenehm, die Vorlesungssäle sind licht durchflutet und die Professoren haben immer ein offenes Ohr für ihre Studenten. Der Umgang mit den Dozenten kommt einem fast ein wenig freundschaftlich vor, nicht zuletzt wohl weil man sich, wie in ganz Schweden üblich, duzt.

 

Das Studium

 

Das akademische Jahr ist in ein Sommer- (Januar - Juni) und ein Herbstsemester (August - Dezember) eingeteilt und jedes Semester besteht aus zwei 10wöchigen Perioden. Pro Periode hat man meistens nur ein bis zwei Kurse, diese aber dafür sehr intensiv. Die Kurse beinhalten neben Vorlesungen Seminare, Gruppenarbeiten, Referate und viel praktisches Arbeiten. Je nach Kurs setzt sich die Note meist aus den einzelnen Arbeiten während des Semesters sowie einer Prüfung am Ende der jeweiligen Periode zusammen. In der ersten Hälfte des Semesters wird für Austauschstudenten ein Schwedischkurs angeboten. Dieser ist zwar intensiv aber da das Sprachniveau der Studenten sehr unterschiedlich ist, geht es doch relativ langsam voran und man bekommt wirklich nur die Grundlagen vermittelt. Die Högskolan Väst bietet viele Kurse auf Englisch an. Für mich war es jedoch sehr wichtig, Schwedisch zu lernen. Da ich erst kurz vor meinem Auslandsaufenthalt angefangen habe, Schwedisch zu lernen, jedoch sehr gerne einen schwedischen Kurs belegen wollte, habe ich mich mit meinem Fachbereichsleiter darauf geeinigt, erst einmal einen webbasierten Kurs zu versuchen. So konnte ich die Materialien welche vom Professor des Kurses online zur Verfügung gestellt wurden langsam und mit Wörterbuch durcharbeiten. An der Hochschule in Nürnberg studiere ich Medientechnik und die Fächer des Studiengangs Digitale Medien der Högskolan Väst waren für mich sehr interessant. Ich belegte einen Grafikdesignkurs, so dass bei der Durchführung der praktischen Arbeiten die sprachliche Hürde erstmal kein allzu großes Problem darstellte. Mein Schwedisch ist vor allem durch diesen Kurs sehr schnell sehr viel besser geworden und in der zweiten Hälfte des Semesters konnte ich einen regulären Kurs auf Schwedisch belegen. Um die Sprache zu erlernen ist das natürlich das allerbeste, denn man hört den ganzen Tag Vorlesungen auf Schwedisch und wendet es auch an, da man ja mit Schweden im Team an Projekten arbeiten muss. Das hat mich sprachlich noch mal sehr weit gebracht und ich bin sehr froh, die Zeit so überaus gut genutzt zu haben. Außerdem habe ich so sehr viel Kontakt zu schwedischen Studenten knüpfen können und habe noch mehr Einblick in die Mentalität bekommen.

 

Das Wohnen

 

Die meisten Austauschstudenten sind in Häusern der Housing Company Eidar untergebracht. In den Wohnungen leben meist 2 bis 3 Studenten. Jeder hat sein eigenes Zimmer und man teilt sich Küche, Bad und WC. In der Miete sind Strom, Wasser und meist auch eine Internetflatrate enthalten und liegt bei 200 bis 250 € monatlich. Die Wohnungen sind sehr geräumig und in der Nähe gibt es Supermärkte. Man hat die Möglichkeit umsonst in den Waschküchen zu waschen, welche von der Eidar zur Verfügung gestellt werden. In den Häusern gibt es meist einen so genannten „Common Room“ der für Partys gemietet werden kann und der sehr gern von den Austauschstudenten genutzt wurde. Vor der Haustür befindet sich eine Bushaltestelle und der Bus hält direkt vor der Hochschule. Zu Fuß ist man in ca. 15 Minuten an der Hochschule oder man kauft sich für die Zeit die man da ist Second-Hand ein Fahrrad.

 

Das Weggehen

 

Trollhättan ist eine kleine Stadt aber eine Studentenstadt und es gibt diverse Bars und Kneipen und auch einige Clubs. Anders als in Deutschland schließt hier auch am Wochenende alles spätestens um 2 Uhr. Wenn man etwas mehr Auswahl haben möchte kann man mit dem Zug oder Bus für etwa 6 € nach Göteborg fahren. Im „Kulturhuset“ im Zentrum von Trollhättan sind die unterschiedlichsten Veranstaltungen von Theater, Ausstellungen bis hin zu verschiedenen Festivals. Im selben Haus befindet sich auch die Bibliothek. Empfehlenswert für alle die im Wintersemester in Trollhättan sind ist das „Novemberfestivalen“ ein drei tägiges Filmfestival wo schwedische Jungregisseure ihre Kurzfilme präsentieren. Abends wird meist ein Langfilm gezeigt und DJs legen Musik auf. Kino gibt es nur eins in Trollhättan und wer einen großen Kinokomplex erwartet wird wohl eher enttäuscht. Dafür sind, wie in ganz Schweden, ausländische Filme nicht synchronisiert, man kann also auch ins Kino gehen ohne Schwedisch zu sprechen.

 

Das Land

 

So oft ich konnte habe ich die Zeit genutzt mir auch andere Teile des Landes anzusehen. Nach Göteborg fährt man nur etwa 45 Minuten mit dem Zug und dort gibt es viel zu sehen: Museen, Sehenswürdigkeiten, Parks und schöne Cafés. Ganz im Süden von Westschweden befindet sich Malmö und wenn man sich drei oder vier Tage Zeit nimmt, kann man den Trip nach Malmö mit einer Besichtigung der Studentenstadt Lund verbinden. 20 Minuten von Malmö und mit dem Zug ist schon Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen zu erreichen, die man auf jeden Fall besuchen sollte. Man kann dann über Helsingborg wieder zurück nach Schweden reisen und so auch noch Hamlets Schloss besichtigen. Norwegens Hauptstadt Oslo erreicht man mit dem Bus in etwa 3 Stunden und die lohnt sich auch wenn man nur einen Tag Zeit hat. Die Innenstadt ist schön und sehenswert ist vor allem der Vigeland-Park und das Olympiadorf Lillehammer. Zeit für einen leckeren Milchkaffee und ein bisschen shoppen im alternativen Stadtviertel Grünerløkka sollte man mitbringen. Weiter gibt es auch in der Umgebung Trollhättans einiges zu erkunden. Die Schären sind auf jeden Fall sehenswert und wenn man ein Auto hat, kann man an einem Tag eine schöne Tour an der Küste entlang bis zur norwegischen Grenze hoch machen und die felsige Küstenlandschaft und malerischen Dörfchen besuchen. Das International Office hat auch immer wieder mal Trips in die Umgebung angeboten, an denen man auf jeden Fall teilnehmen sollte.

 

Fazit

 

Ein Semester in Trollhättan zu studieren war für mich eine wunderschöne, ereignisreiche und wertvolle Erfahrung. Der Auslandsaufenthalt hat mich nicht nur fachlich weitergebracht- ich habe Dinge gelernt, die ich in Nürnberg vielleicht nie hätte lernen können- sondern ich hatte die Chance eine neue Sprache zu erlernen, und somit auch einen großen Teil der Kultur mitzunehmen. Auch wenn Schweden nicht weit entfernt ist war es sehr interessant die kleinen kulturellen Unterschiede zu entdecken. Ich bin sensibler und toleranter im Umgang mit anderen Kulturen geworden- nicht nur mit der schwedischen- und habe Freunde aus aller Welt getroffen. Persönlich habe ich mich ein ganzes Stück weiterentwickelt und ich bin mit Sicherheit ein ganzes Stück weit gereift. Ein Auslandssemester generell und speziell in Schweden würde ich auf jeden Fall jedem weiterempfehlen.

 

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